Schilderwald entzweit die Gemüter
100 Meter, sechs Verkehrsschilder: Auf einer Walchseer Straße bietet sich ein kurioses Bild. Ortschef Wittlinger verteidigt die Aktion.
Von C. Mair und K. Zierl
Walchsee –Es handelt sich nicht um einen Schildbürgerstreich. Auch wenn so mancher Rad- oder Autofahrer seinen Augen nicht traut, wenn er auf der Straße Richtung Lippenalm in Walchsee unterwegs ist. Sechs Verkehrsschilder, drei auf der rechten und drei auf der linken Straßenseite, sollen eine gefährliche Hauseinfahrt entschärfen. Für Bürgermeister Dieter Wittlinger ist der Schilderwald gerechtfertigt. Denn auf der kürzlich asphaltierten Gemeindestraße, einer offiziellen Mountainbike-Strecke, würden die Radfahrer oft mit „extrem hoher Geschwindigkeit“ zu Tal brausen.
Bei einer unübersichtlichen Hauseinfahrt könnte es zu gefährlichen Situationen kommen. Darauf hätten die Eigentümer schon lange hingewiesen. Die Gemeinde wollte zunächst eine Schwelle einbauen, zog dieses Vorhaben aber nach Protesten von Landwirten wieder zurück, erklärt Wittlinger. Die Alternative waren die Gefahrenzeichen samt Tempolimits. Ob es wirklich die tiefe Staffelung der Verkehrsschilder brauche, beantwortet der Bürgermeister klar: „Wenn wir da was machen, dann was G’scheites!“ Davor habe bereits eine 40-km/h-Beschränkung existiert, die so gut wie nichts genützt habe, erzählt Wittlinger, der sich in seiner Amtszeit an keinen Unfall erinnern kann. Übrigens sei das Projekt, das billiger als der Bau einer Schwelle gekommen sei, noch nicht abgeschlossen. Auch auf dem Asphalt soll ein großes Gefahrenzeichen aufgebracht werden, sagt der Ortschef.
Bei Tirols ÖAMTC-Chef Andreas Heis hält sich die Begeisterung über den Schilderwald in Grenzen: „In Einzelfällen, wenn die Unfallgefahr wirklich groß ist, kann man so etwas zähneknirschend tolerieren. Es darf aber auf keinen Fall Schule machen, sonst haben die vielen Schilder auf Grund des Informations-Overkills die gegenteilige Wirkung“, betont Heis.