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Alles außer „Bild“ und „Welt“: Axel Springer stößt Printtitel ab

Springer gilt bei "paid content" als Vorreiter.
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Von den Regionalzeitungen bis zu den Frauenmagazinen: Der deutsche Medienkonzern will fast alle Printobjekte an die Funke Mediengruppe verkaufen - für 920 Millionen Euro. Springer will sich auf das digitale Geschäft konzentrieren.

Berlin – Dem deutschen Medienmarkt steht eine Neuordnung bevor. Die Axel Springer AG verkauft fast alle Printobjekte - mit Ausnahme der „Bild“- und „Welt“-Titel - an die Funke Mediengruppe, die bis 2012 unter dem Namen WAZ Mediengruppe firmierte und hierzulande an „Kronen Zeitung“ und „Kurier“ beteiligt ist. Zu dem Deal gehören etwa die Regionalzeitungsgruppen „Berliner Morgenpost“ und „Hamburger Abendblatt“ sowie Programm- und Frauenzeitschriften von „Hörzu“ bis „Bild der Frau“. Der Kaufpreis beträgt 920 Millionen Euro, wie Axel Springer am Donnerstag in Berlin mitteilte.

Kartellamt will Deal genau prüfen

Beide Medienhäuser begründeten den Deal damit, sich stärker auf ihre jeweilige strategische Ausrichtung konzentrieren zu wollen. Die Funke Mediengruppe will durch den Zukauf der Springer-Titel nach eigener Aussage zu einem „führenden nationalen Medienhaus“ werden, während sich Springer vor allem auf die digitalen Agenden konzentrieren und den Weg zum führenden digitalen Medienunternehmen „konsequent weitergehen“ will. Zur Strategie gehöre der Ausbau von Online-Rubrikenmärkten und digitalen Vermarktungsplattformen. Die Titel „Bild“ und „Welt“ blieben ein „unverzichtbarer Kern des Unternehmens“.

„Die Entscheidung, uns von einigen der traditionsreichsten Marken des Hauses zu trennen, ist uns nicht leicht gefallen“, erklärte Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner. Es sei ein entsprechender Vorvertrag geschlossen worden.

Die Transaktion müsse von den Kartellbehörden genehmigt werden, womit nicht vor Ende des Jahres 2013 zu rechnen ist. Das Kartellamt hatte umgehend angekündigt, den Verkauf genau zu prüfen. „Wir werden uns das Zusammenschlussvorhaben genau ansehen müssen. Bislang liegt noch keine Anmeldung vor“, sagte ein Sprecher des Bundeskartellamtes am Donnerstag.

Gemeinschaftsunternehmen für Vertrieb geplant

Die Regionalzeitungen und Zeitschriften sollen mit wirtschaftlicher Wirkung zum 1. Jänner 2014 verkauft werden. Vom Kaufpreis werden laut Springer beim Vollzug des Geschäfts 660 Millionen Euro fällig, spätestens sei diese Summe am 30. Juni 2014 zu zahlen. Die restliche Summe werde Springer der Funke Mediengruppe als ein Verkäuferdarlehen mit mehrjähriger Laufzeit gewähren.

Darüber hinaus haben Springer und Funke vereinbart, Gemeinschaftsunternehmen für Vertrieb und Vermarktung von gedruckten und digitalen Medienangeboten zu gründen.

„Amputation von Axel Springers Wurzeln“

Dass sich Springer von beinahe allen Printtiteln trennt, wurde in Kommentaren auf Onlinemedienplattformen am Donnerstag als Amputation von Axel Springers Wurzeln bezeichnet, standen doch das „Hamburger Abendblatt“ ebenso wie die „Hörzu“ am Anfang der Karriere des Verlegers. Der Verkauf sei „richtig und konsequent, aber nur, wenn man ihn unter dem Aspekt von Rendite, Aktienkurs und Shareholder Value betrachtet“, hieß es beim Branchendienst turi2.de. „Der Weg eines Verlegers, der Weg eines Axel Springer, wäre ein anderer gewesen: Eine Zukunft für ‚Abendblatt‘ und Co in der digitalen Welt zu suchen, irgendwo zwischen Paid Content, Classified Ads und Kooperationen. Und keinesfalls die Flinte vorzeitig ins Korn zu werfen.“

Journalistenverband skeptisch, Börse positiv

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) erklärte, Axel Springer sei dabei, sich von einem der renommiertesten Verlage Europas in einen Mischkonzern mit digitalem Schwerpunkt zu verwandeln. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz warnte in Folge der Übernahme des „Hamburger Abendblatts“ vor einem Arbeitsplatzabbau, hat doch die Funke-Gruppe zuletzt immer wieder mit harten Sanierungsschritten bei Regionaltiteln für Aufmerksamkeit gesorgt.

Positiv reagierte indes der Aktienmarkt: die Aktien des Axel Springer Konzerns notierten auf dem höchsten Stand seit April 2012. Bei Springer ging schon bisher mehr als ein Drittel von Umsatz und Gewinn auf das Konto des Online-Bereichs. Im vergangenen Jahr lösten die digitalen Medien die Inlandszeitungen als stärkste Sparte ab. Mit rund 13.600 Mitarbeitern erwirtschaftete der Konzern im vergangenen Jahr 3,3 Milliarden Euro. Über Tochtergesellschaften, Joint Ventures und Lizenzen ist Axel Springer in 44 Ländern aktiv.

Funke-Geschäftsführer Thomas Ziegler erklärte, mit der Übernahme der Springer-Titel baue die Mediengruppe, deren prominentester Titel die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ ist, ein nationales Medienhaus auf. Print und Online, Regionalzeitungen und Magazine sollten die journalistische Qualität und den wirtschaftlichen Ertrag sichern, hieß es. Insgesamt erscheinen bei Funke bisher 30 Tages- und Wochenzeitungen, 170 Illustrierte und Fachzeitschriften sowie Anzeigenblätter und Kundenzeitschriften. In Österreich hält die Gruppe 50 Prozent an der „Kronen Zeitung“ und 49,4 Prozent am „Kurier“. (APA/dpa)