„Viva Papa“: Papst Franziskus an der Copacabana gefeiert
Bei kühlem, regnerischem Wetter wurde das Kirchenoberhaupt am Donnerstagabend bei der Eröffnung des Weltjugendtages in Rio de Janeiro gefeiert.
Rio de Janeiro - Papst Franziskus ist bei seiner ersten offiziellen Begegnung mit den Pilgern des Weltjugendtages gefeiert worden. Hunderttausende junge Menschen jubelten dem katholischen Kirchenoberhaupt am Donnerstagabend am Copacabana-Strand in Rio de Janeiro frenetisch zu. Viele schwenkten Fahnen und hießen Franziskus mit „Viva Papa“-Rufen auf dem weltgrößten Katholikentreffen willkommen. Zuvor hatte er eine Armensiedlung in Rio besucht und die Menschen aufgerufen, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen.
Bei seiner Ansprache auf einer riesigen Bühne am Strand warb der 76-Jährige darum, Gott wieder ins Zentrum des Lebens zu stellen und rief zur Abkehr vom Konsum auf. „Wir sind versucht, uns selbst in den Mittelpunkt des Lebens zu stellen, zu glauben, dass es an uns allein liegt, unser Leben aufzubauen, oder dass Besitz, Geld, Macht es glücklich machen. Aber das ist nicht so“, sagte er. Der Glaube könne eine „kopernikanische Revolution“ schaffen, „indem er uns aus dem Zentrum holt und Gott hineinstellt“. Bei einer Begegnung mit jungen Leuten aus seinem Heimatland Argentinien ermutigte Franziskus die Jugend, sich in Kirche und Gesellschaft einzumischen: „Macht Lärm!“
Gemeinsamer Kreuzweg am Freitag
Der Papst hält sich seit Montag in Brasilien auf. Am Donnerstag besuchte er ein Armenviertel in Rio de Janeiro und rief dabei zum Kampf gegen Korruption und soziale Ausgrenzung auf. Gerade die jungen Leute in der Favela Varginha sollten angesichts der Ungerechtigkeit nicht resignieren, sagte das Kirchenoberhaupt auf einem Fußballplatz des Armenviertels.
Für den Freitag war ein gemeinsamer Kreuzweg des Papstes mit den Pilgern an der Copacabana geplant. Die einzelnen Stationen erinnern an den Leidensweg Jesu und wurden auf der zentralen Avenida Atlantica nachempfunden. Zuvor wollte der Papst mit jugendlichen Straftätern zusammentreffen und vom Mittelbalkon des Erzbischofspalasts St. Joaquim das traditionelle Angelus-Gebet sprechen.
Dauerregen bringt Programm durcheinander
Der Besuch von Franziskus in Brasilien ist seine erste Auslandsreise. Vatikansprecher Federico Lombardi zog eine positive Zwischenbilanz. „Ich bin immer wieder überrascht. Wenn ich ihn sehe, habe ich den Eindruck, dass seine Energie fast unerschöpflich ist.“ Er sei froh, dass die Hälfte des Besuchs schon vorbei sei, scherzte Lombardi. „Wenn er länger wäre, dann wären wir kaputt.“
Unterdessen bringt der tagelange Dauerregen das Programm des Weltjugendtages durcheinander. Die Veranstalter verlegten die für Sonntag geplante Abschlussmesse kurzfristig von Guaratiba rund 70 Kilometer westlich von Rio direkt an die Copacabana. Das 1,3 Millionen Quadratmeter große „Campus Fidei“-Gelände (Glaubensfeld) westlich von Rio ist komplett aufgeweicht. Zur Abschlussmesse werden Hunderttausende, wenn nicht gar eine Million oder mehr Pilger erwartet, dazu lateinamerikanische Staats- und Regierungschefs.
Proteste gegen Korruption und hohe Kosten
Trotz Regens und kühler Temperaturen waren die Jugendlichen am Donnerstag (Ortszeit) singend und mit Fahnen ihrer Heimatländer zum „Papst-Willkommen“ an die Copacabana geströmt. Entlang dem Strand waren auf einer Länge von etwa einem Kilometer große Monitore und Lautsprecher installiert, um vor allem die Papst-Ansprache zu übertragen. Am Weltjugendtag nehmen etwa 1,5 Millionen Pilger teil, darunter rund 560 aus Österreich.
Das Großereignis fällt in eine Zeit sozialer Unruhen in Brasilien. Seit Monaten gehen immer wieder Menschen auf die Straße und protestieren gegen Korruption, hohe Lebenshaltungskosten und die öffentlichen Milliardenausgaben für Großveranstaltungen wie die Fußballweltmeisterschaft im kommenden Jahr. Auch am Donnerstag, während der Papst am Strand sprach, demonstrierten rund 500 Menschen vor dem luxuriösen Haus des Gouverneurs von Rio gegen Korruption. (APA/dpa/AFP)