Ägypten

Justiz verhängt Haft über Mursi, Straßenschlachten in Kairo

Dem Ex-Präsidenten wird unter anderem vorgeworfen, an der Ermordung und Entführung von Polizisten beteiligt gewesen zu sein. Am Freitagnachmittag kam es wieder zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten in Kairo.

Kairo – Drei Wochen nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi hat die Justiz offiziell eine zweiwöchige Untersuchungshaft gegen ihn angeordnet. Dabei solle seine mögliche Verwicklung in Angriffe auf die Polizei und ein Gefängnis durch die palästinensische Hamas-Bewegung geprüft werden, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur MENA am Freitag unter Berufung auf den Gerichtsbeschluss in Kairo. Mursi wird seit seiner Entmachtung durch das Militär am 3. Juli an einem geheimen Ort festgehalten, ohne dass bisher Anklage erhoben wurde.

Nach der Haftanordnung kam es am Freitag erneut zu heftigen Zusammenstößen zwischen demonstrierenden Anhängern und Gegnern Mursis. Die Kontrahenten gingen dabei im Stadtviertel Shoubra mit Steinwürfen aufeinander los, berichteten Sicherheitskreise und Augenzeugen.

„Rache eines alten Regimes“

Die islamistische Muslimbruderschaft, der Mursi entstammt, verurteilte die Entscheidung der Justiz. Die Vorwürfe „klingen wie eine Rache des alten Regimes“ sowie danach, als wolle es „machtvoll zurückkehren“, sagte der Sprecher der Bruderschaft, Gehad al-Haddad, der Nachrichtenagentur AFP.

Ein Untersuchungsrichter verhängte über Mursi 15 Tage Arrest, um ihn zu Verschwörungsvorwürfen zu befragen, wie das staatsnahe Nachrichtenportal „Al-Ahram“ berichtete. Die Untersuchungshaft wird in der Regel für 15 Tage verhängt und dann stets um jeweils weitere 15 Tage verlängert.

Vorwurf der „Ausführung feindlicher Akte“

Mit den Verschwörungsvorwürfen haben die Behörden des Landes nun erstmals eine Anklage gegen ihn formuliert. Der gestürzte Präsident wird beschuldigt, sich mit der palästinensischen Hamas-Bewegung zur „Ausführung feindlicher Akte“ in Ägypten abgesprochen zu haben. Die islamistische Hamas herrscht seit 2006 im benachbarten Gazastreifen.

Mursi würden unter anderem die Beteiligung an Angriffen auf Einrichtungen der Sicherheitskräfte, an Gefängnisausbrüchen und an der Ermordung und Entführung von Polizisten vorgeworfen, berichtete „Al-Ahram“.

In früheren Medienberichten hatte es geheißen, die Behörden bereiteten eine Anklage im Zusammenhang mit Mursis Ausbruch aus dem Gefängnis Wadi al-Natrun im Jänner 2011 vor. Damals, auf dem Höhepunkt der Revolution gegen Machthaber Hosni Mubarak, konnten Mursi und andere inhaftierte Spitzenfunktionäre der Muslimbrüder mit Tausenden anderen Häftlingen aus ungeklärten Gründen entkommen. (tt.com, APA/AFP)