Natur

Kein unüberlegter Sprung ins kühle Nass

Heiße Tage locken zur Abkühlung in Bäder und an Seen. Schwere Unfälle zeigen, wie gefährlich das Badevergnügen sein kann.

Von Melanie Hirsch

Innsbruck –Kaum klettern die Grade am Thermometer nach oben, steigt auch die Zahl der Badeunfälle. Erst kürzlich trieb ein 16 Monate alter Bub aus Niederösterreich leblos im Wasser eines Pools. Der Großvater reanimierte seinen Enkel. In Oberösterreich ereigneten sich in einer Woche fünf tödliche Badeunfälle. Auch ein 43-jähriger Tiroler verunglückte erst am Mittwoch bei einem Badeausflug in Niederösterreich. Der Tiroler spielte mit Kindern und tauchte nicht mehr auf, er konnte reanimiert werden. Heuer musste der Notarzthubschrauber des ÖAMTC in Tirol bereits zu drei Badeunfällen ausrücken. Im Vorjahr waren es insgesamt sechs Einsätze.

Bereits mit sehr einfachen Maßnahmen und Regeln könne das Risiko eines Badeunfalls drastisch gesenkt werden, erklärt ÖAMTC-Notarzt Herbert Heissenberger. „Besonders wichtig ist das Abkühlen vor dem Schwimmen.“ Bei Temperaturen, die an der 37-Grad-Marke kratzen, stelle der Wechsel ins kühle Nasse eine große Gefahr dar. „Selbst ein junger, kräftiger Kreislauf kann durch den raschen Temperaturwechsel überfordert werden“, warnt Heissenberger. Auch der allseits beliebte Köpfler nach einem längeren Sonnenbad stelle für den Körper eine große Belastung dar und sei gefährlich. Ein Kopfsprung in unbekannte Gewässer könne zudem zu schweren Verletzungen und bleibenden Lähmungen führen, mahnt Heissenberger.

Stefan Mantl, stellvertretender Landesleiter der Wasserrettung Tirol, rät auch bei Seeüberquerungen zu großer Vorsicht. Die Selbstüberschätzung der eigenen Kondition führe häufig zu Unfällen. Schwimmer sollten unbedingt die Kräfte für den Rückweg miteinrechnen und Strömungen sowie aufziehende Gewitter im Auge behalten.

Badeunfälle, leider oft genug auch mit tödlichem Ausgang, betreffen sehr oft Kinder. Daher richtet Mantl einen Appell an alle Eltern, ihren Nachwuchs am Wasser immer im Auge zu behalten. Hilfsmittel wie Schwimmflügel oder -westen seien notwendig, damit Kinder in einem unbeobachteten Moment einer geringeren Gefahr ausgesetzt seien. Luftmatratzen oder Gummitiere würden jedoch keinen Schutz vor dem Ertrinken bieten. Im Gegenteil: Sie können das Risiko noch erhöhen. „Rutschen Kinder ab, schaffen sie es womöglich nicht mehr, eigenständig wieder auf die Matratze zu klettern“, sagt Stefan Mantl. Aber auch zu Hause im Garten sind die Gefahren vielfältig. Plantschbecken, Pools oder Biotope sind oft Schauplatz tragischer Unfälle.

„Kinder können bereits bei den kleinsten Wassermengen ertrinken, wenn sie mit dem Gesicht unter Wasser geraten“, warnt der Experte. Daher sei es besonders wichtig, offene Wasserflächen mit Zäunen, Abdeckungen oder Alarmen, die durch verstärkte Wellenbildung ausgelöst werden, abzusichern.