Tirols Hoteliers auf Kriegsfuß mit Buchungsgiganten
Tirols Hotellerie begrüßt den Rüffel der Kartelljäger gegen Knebel-Klausel des Buchungsriesen HRS und kritisiert Macht der großen Web-Portale.
Innsbruck –Die Tiroler Hotellerie fühlt sich in ihrem Protest gegen den Buchungsriesen HRS bestätigt. Die deutschen Wettbewerbshüter haben das Portal jüngst erneut abgemahnt, weil es gegen Wettbewerbsrecht verstößt. Im Visier ist die Bestpreisklausel von HRS: Demnach müssen Hotels über HRS den jeweils niedrigsten Zimmerpreis anbieten. Das bedeutet: Wenn Hoteliers direkt an der Rezeption ein Zimmer verkaufen, darf es nicht billiger sein als über HRS. „Der Trend nach Onlinebuchungen ist Fakt. Aber ich sollte die Freiheit haben, mein Zimmer zu einem Preis zu verkaufen, ohne von jemandem einen auf den Deckel zu bekommen, der an meinen Zimmern 15 Prozent mitverdient“, kritisiert Florian Singer, Vizepräsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) und Außerferner Hotelier. Das System HRS mache bereits Schule, kritisiert Singer: „Andere Plattformen probieren das auch.“ Es werde seitens der Portale viel Druck ausgeübt, sagt Singer. „Bei HRS kann das bis zum Ausschluss führen, dann ist der Vertriebskanal weg. Es sollte aber ein Miteinander sein, und keine Erpressung.“ Mit der jüngsten Abmahnung sieht er HRS aber in der Defensive.
„Bestpreisklauseln sind keine Erfindung von HRS, sondern internationaler Branchenstandard im Internetvertrieb“, teilt HRS-Geschäftsführer Tobias Ragge mit. Die Bestpreisklausel verstoße nicht gegen geltendes Recht, HRS habe aber seit Längerem die Durchsetzung der Bestpreisklausel ausgesetzt.
Bestpreisklauseln sind „vielfach nur auf den ersten Blick zum Vorteil der Verbraucher“, sagt Kartellamtspräsident Andreas Mundt. In Wirklichkeit behinderten sie den Wettbewerb der bestehenden Portale und zwischen den Hotels, weil diese ihre Preise nicht frei gestalten könnten.
Preisdiktate sind nicht das Einzige, was Hoteliers massiv stört. „Das letzte verfügbare Zimmer muss über HRS verkauft werden. Und je früher ein Hotel die Provision zahlt, desto höher steht man im Hotel-Ranking. Es spielen zwar auch Gästebewertungen eine Rolle, aber wer früher zahlt, ist weiter oben“, schildert Hotelier Singer. Weiteres Ärgernis: „Mit unseren Provisionen wird die Google-Anzeige von HRS bezahlt, die oberhalb des eigentlich gesuchten Hotels erscheint.“ Im Vorjahr hat die ÖHV eine Beschwerde bei der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde eingebracht. Singer: „Wir wünschen eine ähnliche Abmahnung wie in Deutschland.“ (mas)