Ein Leben lang aufmüpfig
Die französische Schauspielerin Bernadette Lafont ist im Alter von 74 Jahren gestorben.
Innsbruck –Die französische Schauspielerin Bernadette Lafont ist am Donnerstag im Alter von 74 Jahren in ihrer Heimatstadt Nimes gestorben. Im Kino bleibt sie aber lebendig: In Jérôme Enricos Film „Paulette“, der kommende Woche in den heimischen Kinos startet, besticht sie als rassistische Großmutter mit Hang zu libertinärem Hedonismus – das letzte Kapitel ihres Repertoires aufmüpfiger Frauenrollen.
1969 spielte sie für die argentinisch-französische Regisseurin Nelly Kaplan die Dorfschönheit Marie, die als naives Sexualobjekt missbraucht und verachtet wird, doch die „Braut des Piraten” übt groteske Rache, indem sie alle Männer der Kleinstadt in den Wald lockt, um sie dort in ihrer Lächerlichkeit auszustellen. Kaplans Kinodebüt „La Fiancée du pirate” gewann in Venedig den Goldenen Löwen und wurde ein Welterfolg. Die deutsche Synchronfassung startete im Kino mit dem pelzsträubenden Titel „Moneten fürs Kätzchen” und fand erst bei der TV-Ausstrahlung Beachtung. Da sich Bernadette Lafont schon einmal als Anarchistin so weit vorgewagt hatte, holte sie François Truffaut, der sie 1959 in seinem Kurzfilm „Die Unverschämten” für das Kino entdeckt hatte, 1972 erneut als schönes Mädchen in „Une belle fille comme moi” vor die Kamera. Lafont spielte die Mörderin Camille, die im Gefängnis einem Soziologen ihre Lebensgeschichte aus Erniedrigungen und Beleidigungen durch die Männer erzählt. Zuletzt sitzt der politisch korrekte Wissenschafter in einer Zelle, während Camille eine neue Geschichte erfindet. So wurde aus Bernadette Lafont die mutigste Schauspielerin des französischen Kinos. (p. a.)