Deutsche Börse kämpft weiter gegen Flaute an den Märkten
Unter dem Strich schrumpfte der Gewinn im zweiten Quartal im Jahresvergleich um acht Prozent auf 171 Millionen Euro.
Frankfurt am Main - Vorsichtige Anleger und ein teures Sparprogramm: Die Deutsche Börse ist auch im Frühjahr nicht in die Gänge gekommen. Unter dem Strich schrumpfte der Gewinn im zweiten Quartal im Jahresvergleich um acht Prozent auf 171 Millionen Euro, wie Deutschlands größter Börsenbetreiber mitteilte. Das Ergebnis fiel damit etwas schwächer aus als von Analysten erwartet. Lediglich bei den Nettoerlösen, die mit 497 Millionen nur knapp unter Vorjahr lagen, deutet sich eine Stabilisierung der Rückgänge an.
Finanzchef Gregor Pottmeyer sieht darin zumindest einen Hoffnungsschimmer am Horizont. Die Zahlen machten aber auch deutlich, wie wichtig es sei, dass sich die Deutsche Börse etwa mit dem Clearing-Geschäft neue Bereiche erschließe, sagte er am Freitag in einer Analystenkonferenz: „Unser Fokus liegt auf den veränderten Kundenbedürfnissen. Insgesamt gibt es mehr Chancen als Risiken.“
Weil die lange ersehnte Trendwende im Tagesgeschäft weiter auf sich warten lässt, will sich der Konzern nach wie vor nicht auf eine konkrete Jahresprognose festlegen, sondern rechnet intern nur mit verschiedenen Szenarien. Börsianer nahmen die Halbjahresbilanz enttäuscht auf, obwohl die Deutsche Börse laut Pottmeyer trotz rückläufiger Ergebnisse an einer stabilen Dividende festhalten will: „Das ist unser Ziel.“ Die Aktie verlor bis zum Nachmittag mehr als drei Prozent und war damit zweitgrößter Dax-Verlierer. „Wir sehen kurzfristig keinen Treiber“, schrieben die Analysten von Credit Suisse in einer Kurzstudie. Vielen fehlt auch deshalb die Fantasie in der Aktie, weil Zukäufe nach der gescheiterten Fusion mit der New Yorker Nyse erst mal kein Thema mehr sind.
Die Flaute an den Märkten hat Börsenbetreiber vor allem in Europa schon seit längerem im Griff: Wegen der Schuldenkrise und des unsicheren Regulierungsumfelds stehen Profi-Anleger wie Fonds und Banken an der Seitenlinie und halten sich im Handel zurück. Das Zocken auf eigene Rechnung haben die meisten Geldhäuser ohnehin eingestellt, weil es zu teuer geworden ist. Und die Kleinanleger kehren nach mehreren Krisenjahren nur sehr langsam an die Börse zurück.
„Zinsspekulationen werden wieder zunehmen“
Für die Marktbetreiber ist das Gift - sie verdienen immer dann besonders gut, wenn die Volatilität groß ist und viel gehandelt wird. Zwar hatte es im Juni wegen der Unsicherheit über den weiteren Kurs der US-Notenbank Fed kurzzeitig ein starkes Auf und Ab an den Märkten gegeben. Doch das konnte der Deutschen Börse das zweite Quartal nicht mehr retten. Pottmeyer setzt nun auf die nächsten Monate: „Wir gehen davon aus, dass die Zinsspekulationen wieder zunehmen werden.“
Zuletzt schwächelte vor allem das wichtige Derivategeschäft der Tochter Eurex, hier gingen die Nettoerlöse im Jahresvergleich insgesamt um sechs Prozent zurück. Im klassischen Aktienhandel (Xetra), wo es immer mehr Wettbewerb durch alternative Handelsplattformen gibt, stagnierten sie. Immerhin bei den Sparanstrengungen sieht Pottmeyer den Konzern auf Kurs: „Die Implementierung der im Februar 2013 angekündigten Effizienzmaßnahmen verläuft planmäßig“, erklärte er.
Bis 2016 will Vorstandschef Reto Francioni die jährlichen Personal- und Sachkosten um 70 Millionen Euro senken. Das kostet aber zunächst einmal 90 bis 110 Millionen Euro. Ein Großteil davon sei bereits verbucht, teilte die Deutsche Börse nun mit, einige Belastungen werde es aber auch in den nächsten Quartalen noch geben. Teil des Ganzen ist auch der Abbau von 140 Stellen, der bereits angelaufen ist und auf freiwillige Abgänge setzt.
Um unabhängiger von der Entwicklung an den Finanzmärkten zu werden, will die Deutsche Börse die Bereiche Marktdaten, IT und das Nachhandelsgeschäft der Tochter Clearstream ausbauen. Aber auch hierfür muss der Konzern erst einmal Geld in die Hand nehmen. Große Hoffnung setzt Francioni außerdem in die Abwicklung außerbörslich gehandelter Derivate über die von der EU erwünschten Clearing-Häuser, die mehr Transparenz versprechen. (APA/Reuters)