Gesellschaft

Nach Vierfachmord in Frankreich Sorgerecht für Mädchen geklärt

Die beiden kleinen Töchter der Familie überlebten wie durch ein Wunder.

London – Elf Monate dem Vierfachmord in den französischen Alpen ist das Schicksal der beiden überlebenden Mädchen geklärt: Die Schwestern, die die Tat aus nächster Nähe hatten mit ansehen müssen, werden laut der am Sonntag bekannt gewordenen Entscheidung eines britischen Gerichts künftig von einer Tante und einem Onkel mütterlicherseits aufgezogen. Sie waren zum Tatzeitpunkt vier und sieben Jahre alt.

„Es ist eindeutig in ihrem Interesse, innerhalb ihrer Familie aufgezogen zu werden“, sagte nach Angaben der „Sunday Times“ Richter Jonathan Baker zur Urteilsbegründung. Dies könne ihnen dabei helfen, mit der Zeit den tragischen Verlust ihrer Eltern zu verarbeiten. Der aus dem Irak stammende Brite Saad al-Hilli, seine Ehefrau Ikbal und deren Mutter waren am 5. September nahe dem ostfranzösischen Ortschaft Annecy mit Kopfschüssen getötet worden. Die al-Hillis machten dort Urlaub. Auch ein französischer Radfahrer wurde damals getötet. Er lebte in der Region und wurde offenbar zufällig Opfer des Mörders.

Die beiden kleinen Töchter der Familie überlebten wie durch ein Wunder: Die damals siebenjährige Zainab wurde durch Schläge und Schüsse aber schwer verletzt; ihre kleine Schwester Zeena überlebte unverletzt, weil sie sich stundenlang im Auto der al-Hillis unter der Leiche ihrer Mutter versteckte. Die beiden Mädchen wurden zuletzt in einem britischen Heim betreut. Die Entscheidung über das Sorgerecht verzögerte sich immer wieder, weil der Richter genauere Angaben von Sozialarbeitern und zu den Bedürfnissen der Kinder haben wollte. Dem Urteil zufolge erhalten sie bei ihrer Tante und ihrem Onkel Polizeischutz.

Die genauen Hintergründe der Tat sind nach wie vor ungeklärt. Die Ermittler gingen in den vergangenen Monaten neben den Hinweisen auf eine Erbschaftsstreitigkeit in der Familie auch dem Verdacht nach, dass die Morde mit der Arbeit von Saad al-Hilli als Ingenieur im sensiblen Luft- und Raumfahrtsektor zusammenhängen könnten oder mit dessen irakischer Herkunft. (APA/AFP)