Musik im mystischen Geviert
Seit 65 Jahren erklingen die Serenadenkonzerte im Franziskaner-Kreuzgang Schwaz.
Schwaz –„Gibt es noch eine Sommerkonzertreihe, die seit 1948 durchgehend besteht?“ Veranstalter Walter Knapp, der diese Überraschungsfrage stellt, wird wohl niemanden aufzeigen sehen. Und wenn schon – die Schwazer haben trotzdem früher angefangen.
Wie immer begann es mit der Initiative einer einzelnen Person. André Gredler, Geiger und Musikschulleiter in Schwaz, trat 1946 an der Spitze seines Streichquartetts im Kolpingsaal auf und nannte es ein Serenadenkonzert. Das zweite im Juli 1947 fand mit größerer Besetzung bei starkem Wind im Freien, am Pfundplatz, statt. 1948 entdeckte Gredler den gotischen Kreuzgang des Franziskanerklosters für seine Konzerte: jenes mystische Geviert, das den Besucher entrückt.
In diesem Jahr beginnt die offizielle Zählung der Schwazer Serenaden. Sie haben ihre Geschichte, ihre Förderer, ihre Nöte, ihr Publikum aus Einheimischen und Gästen. Der Kreuzgang hebt den Geist aus der Zeit. Wenn im Hof des Kreuzgangs musiziert werden kann, verschiebt sich die Stimmung ins Mediterrane.
Gredler, Vater einer Musikerfamilie, lud Musiker des Landes und bald auch Gäste ein. 1948 war bereits die junge Geigenhoffnung Walter Knapp dabei. Er studierte dann am Mozarteum Salzburg und ist bis heute ein wesentlicher Motor des Schwazer Musiklebens (und begeisterter Figurentheaterspieler!). 1964 übernahm Knapp die Organisation der Schwazer Serenaden. Nächstes Jahr sind es 50 Jahre, dass er sie unermüdlich qualitätsbewusst leitet. Fixtermin im kühlen Kreuzgang ist der Mittwochabend.
Heuer, freut sich Knapp, habe er „super Ensembles“ für die sechs Konzerte im Juli und August engagieren können. Zwei, plant er jährlich, sollen aus Tirol sein. Ausständig sind noch das Minetti Quartett (31. Juli), das Wiener Concilium Musicum (7. August), das junge Tiroler Klarinettenquintett Clarisonus (14. August) und das Wiener Thalia Schrammel-Quartett (21. August).
Neben den Serenaden darf auch das jährliche „Orgelfest Schwaz“ mit auf den Prospekt. Ebenfalls sechs Konzerte im Juli und August, immer montags in der Stadtpfarrkirche. Erwartet werden noch Dietmar Klose, Paolo Oreni, Hansjörg Albrecht und Peter Peinstingl. (u.st.)