Gesellschaft

Energieautonomie als Ziel

In einem Pilotprojekt wurden die eigenen Energieressourcen Nassereiths genau unter die Lupe genommen. Die Zukunftsaussichten sind erstaunlich.

Von Hubert Daum

Nassereith –Die große Energiewende Deutschlands ist in aller Munde. Auch in Tirol arbeitet man hart an neuen Konzepten mit dem Ziel, die Gemeinden möglichst energieautark, also unabhängig werden zu lassen. Vor dem Hintergrund der momentanen Zwei-Drittel-Abhängigkeit von fossilen Energieträgern gibt die Energiestrategie des Landes das Ziel vor: Energieautonomie ab 2050. Erreichbar sei dies durch Energieeinsparung und Nutzung der eigenen erneuerbaren Energieressourcen.

Um dieses Landesziel auf Gemeindeebene herunterzubrechen, arbeitet man in Nassereith seit Frühjahr mit der Tiwag-Tochter „Wasser Tirol“ an einem Pilotprojekt. Dabei wurden die gemeindeeigenen Ressourcen genauestens eruiert und in Relation zum momentanen Energieverbrauch gesetzt. Dieses Ergebnis wurde den Bürgern kürzlich präsentiert und erstaunte das Auditorium gehörig.

Um die Erkenntnis vorwegzunehmen: Nassereith könnte sich mehrfach selbst versorgen. Die Gurgltalgemeinde ist mit einer Solarfläche von 1354 Quadratmetern und einem Solarkataster seit 2011 ohnehin volbildlich. „Würde man alle geeigneten Dachflächen optimal nutzen, könnte man das Dreieinhalbfache des momentanen Wärmebedarfes oder das Zweieinhalbfache des Strombedarfes decken“, erläutert Benjamin Eichert von der Wasser Tirol. Die Nutzung der Solarenergie war aber nur eine Komponente, die analysiert wurde. Untersucht wurden weiters die Kapazitäten von Umweltwärme (Erdwärme, Luft und Grundwasser), Holz und Wasser. Letzteres ist für die Gurgltalgemeine neben der Sonne das zentrale Element. Unter dem Dorf rinne die Donau durch, so BM Falbesoner zum Grundwasserfluss, der prädestiniert wäre für die Energiegewinnung mittels Wärmepumpe. Aber auch Kleinkraftwerke sind eine tragende Säule. Mit den bestehenden Wasserkraftwerken könnten jetzt schon rund 60 Prozent des Stromverbrauches abgedeckt werden. Mit der Errichtung weiterer Anlagen sei es möglich, zusätzlich 3,8 GWh Strom zu produzieren. Somit gewinnt das gerade in Planung befindliche Kraftwerk „Wendelinstollen“ neue Bedeutung. Es könnte insgesamt 165 Haushalte elektrisch versorgen.

Der Energiebeauftragte des Landes, Stephan Oblasser, wies nochmals auf die Ernsthaftigkeit hin, mit der das Land die Autarkie vorantreiben möchte: „In Tirol werden im Jahr um 2,5 Milliarden Euro fossile Brennstoffe gekauft, während genügend erneuerbare Ressourcen vorhanden wären.“ Die Gemeinde und Energieberater Kurt Stengg sollten dafür sorgen, dass das vielversprechende Konzept auch umgesetzt wird.

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