Italien

Marina Berlusconi in Papas Fußstapfen: Partei macht Druck

Marina Berlusconi am 26. Juli 1996. An diesem Tag übernahm sie die Vizepräsidentschaft der Firma Fininvest.
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Die Tochter von Silvio Berlusconi soll nach Wünschen der Partei dessen Nachfolge antreten und als Kandidatin des Mitte-Rechts-Lagers an den nächsten Parlamentswahlen teilnehmen – doch die Powerfrau sträubt sich.

Rom – In Italien kursieren wieder Gerüchte über einen Einstieg in die Politik von Marina Berlusconi, der ältesten Tochter des rechtskräftig verurteilten Ex-Premiers Silvio Berlusconi. Nachdem der Medienzar am Freitag die Umbenennung seiner Mitte-rechts-Partei „Volk der Freiheit“ (Pdl) in den Namen seiner ersten Bewegung Forza Italia beschlossen hat, brodelt in Rom die Gerüchteküche.

Mit der Umbenennung der Partei ist auch die Neubestimmung aller internen Schlüsselpositionen verbunden. Berlusconi will Gerüchten zufolge selbst weiter Führer des Mitte-rechts-Blocks und der Forza Italia bleiben. Wegen des zweijährigen Ämterverbots, zu dem er infolge seiner Verurteilung wegen Steuerbetrugs verurteilt wurde, soll die 47-jährige Marina, Präsidentin der Familienholding Fininvest, anstelle ihres Vaters als Kandidatin des Mitte-rechts-Blocks kandidieren, sollte es zu vorgezogenen Parlamentswahlen kommen, so der Wunsch vieler Spitzenpolitiker des Berlusconi-Lagers.

Nach Angaben der römischen Tageszeitung La Repubblica (Montagsausgabe) trifft Marina mit ihrem Vater dieser Tage die Chefredakteure der Tageszeitungen und der TV-Gruppen im Besitz ihrer Familie. Diese sollen den möglichen Einstieg in die Politik der Unternehmerin fördern. Marina soll mit der Unterstützung treuer Mitarbeiter ihres Vaters ihr politisches Debüt organisieren, so das Blatt.

„Ich liebe meine Arbeit und will sie weitermachen“

Marina Berlusconi trat am Montag Spekulationen über einen Wechsel in die Politik entgegen. „Ich muss einmal mehr und kategorisch unterstreichen, dass ich einen Einstieg in die Politik niemals erwogen habe. Ich liebe meine Arbeit und will sie weitermachen“, sagte die Unternehmerin in einer Presseaussendung.

Marina Berlusconi, die mit ihrem um zwei Jahre jüngeren Bruder Piersilvio die Führung der Medienholding übernommen hat, seit ihr Vater im Jahr 1993 aktiv in die Politik eingestiegen ist, zählt zu Italiens reichsten Frauen. Die Präsidentin einer Gruppe, die 4,1 Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaftet und 22.000 Personen beschäftigt, ist seit Jahren die einzige Italienerin auf der Liste der 100 einflussreichsten Frauen der Welt, die vom US-Magazin Forbes veröffentlicht wird. In der Medienholding ist die Tochter von Berlusconis erster Frau Carla Dall‘Oglio vor allem für die Diversifizierung des Tätigkeitsbereichs des Unternehmens zuständig. Als Aktionärin sitzt sie auch im Verwaltungsrat der Mailänder Investmentbank Mediobanca und mischt somit im Finanzgeschehen des Landes mit.

„Gegen meinen Vater läuft eine unerträgliche Hetzjagd“

Die ambitionierte Unternehmerin ist mit dem ehemaligen Balletttänzer an der Mailänder Scala Maurizio Vanadia verheiratet, mit dem sie zwei Söhne, Gabriele und Silvio, hat. Marina Berlusconi ist in Italien für den Kampfgeist bekannt, mit dem sie ihren umstrittenen Vater gegen jegliche Kritik verteidigt. „Gegen meinen Vater läuft eine unerträgliche Hetzjagd“, klagte sie kürzlich in einem ihrer seltenen Interviews. Berlusconi zeigt sich dankbar. „Marina ist außerordentlich: Sie kümmert sich rührend um mich, ruft mich öfters am Tag an. Sie hat die Rolle meiner Mutter übernommen, sie ist zugleich Tochter und Mutter“, kommentierte der 77-jährige Patriarch. (APA)