Gesellschaft

Kirche in Osttirol will Weltfremdheit ablegen

Umfrage ergab, dass Gesundheit oder Arbeit den Menschen wichtiger sind als Glaubensthemen. Darauf reagiert die katholische Kirche nun.

Von Catharina Oblasser

Lienz –Glaube ist für den Osttiroler Dekan Bernhard Kranebitter und seine Mitstreiter keine Einbahnstraße. Statt bloß von der Kanzel herab zu predigen, will er die Gläubigen selbst zu Wort kommen lassen. So wurde die Idee geboren, die Osttirolerinnen und Osttiroler zu befragen, was ihnen im Leben wichtig ist. An die 3500 Fragebögen sind seit dem heurigen Frühjahr über Pfarren, Pfarrgemeinderäte oder auch in Schulen verteilt worden. Nun präsentierte Kranebitter zusammen mit Pastoralassistent Roland Hofbauer und Pfarrgemeinderat Andreas Weiskopf die Auswertung.

„Wir haben Fragen gestellt, die alle Menschen berühren, zum Beispiel: Was wünsche ich meinen Kindern?“, schildert Weiskopf. Wichtig sei gewesen, keine Antwortmöglichkeiten vorzugeben, sondern zu sehen, was die Menschen selbst an Themen einbringen, ergänzt Hofbauer. Er betont, dass es sich um keine streng sozialwissenschaftliche Studie, sondern ein pastorales Projekt handle. Insgesamt kamen 761 ausgefüllte Fragebögen zurück.

Was den Kirchenmännern zu denken gibt: Bei den Nennungen, was im Leben wichtig ist, rangieren die Themen „Gott“ und „Kirche“ im hinteren Feld. „Am öftesten wurde Gesundheit genannt, nämlich 818-mal. Danach folgen Glück und Zufriedenheit sowie Familie“, schildert Hofbauer einige Details. „Glaube“ brachte es auf 312 Nennungen. Jene Teilnehmer, die auf Kirchenthemen eingingen, stehen vor allem dem Zölibat und der geringen Bedeutung der Frau in der katholischen Kirche kritisch gegenüber. Den Jungen, die sich verstärkt kirchenkritisch äußerten, liegen Arbeit und Beruf besonders am Herzen, erzählt Dekan Kranebitter, „und das kann uns als Kirche nicht egal sein. Wir müssen näher an die Lebenswirklichkeit der Menschen.“

Für Kranebitter und sein Team soll es nicht bei der Fragebogenaktion bleiben. In den nächsten Wochen und Monaten haben alle Interessierten – egal, ob katholisch oder nicht – Gelegenheit, ihre Ideen für eine weltoffenere Kirche einzubringen: bei Pfarrstammtischen und Gesprächsrunden in ganz Osttirol. „Probleme wie den Zölibat können wir nicht hier in Lienz lösen“, meint Weiskopf. „Aber die Stimmung kann eine ganz andere werden.“

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Catharina Oblasser

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