Jährlich 450 Mal im Lohn-Duell
Österreichs Arbeitswelt mit rund 3,5 Mio. Beschäftigten zählt über 850 Kollektivverträge, knapp die Hälfte wird jährlich neu verhandelt.
Innsbruck –Das monatelange Getöse rund um die Metaller-Lohnverhandlungen ist eigentlich die Ausnahme. In Österreich sind laut Gewerkschaft in insgesamt 851 Kollektivverträgen die Rahmenbedingungen wie Mindestlöhne, Ist-Löhne oder Arbeitszeiten für insgesamt rund 3,5 Millionen Beschäftigte geregelt. 450 Kollektivverträge verhandeln die Sozialpartner jedes Jahr neu aus, meist abseits medialer Begleitung. Die restlichen 400 Kollektivverträge sind auf einen längeren Zeitraum abgeschlossen – etwa 18 Monate oder zwei Jahre.
Ein spürbares Lohnplus gab es im vergangenen April etwa für 10.000 Beschäftigte in der Stein- und keramischen Industrie: Die KV-Löhne stiegen um bis zu 3,97 %, die Ist-Löhne um 3,0 %. Auch die 4000 Angestellen und Arbeiter in der Mineralölindustrie freuten sich heuer über ein Plus von 3,1 % bis 3,4 %. Im Bau- und Baunebengewerbe (90.000 Beschäftigte) stiegen die Löhne um 3,1 %, in den Sozialberufen – mit 120.000 Beschäftigten eine ähnlich große Gruppe wie die Metaller des FMMI-Verbands – um rund 2,7 %. Die Pensionen stiegen heuer um 1,8 % (Mindestpension +2,8 %), im nächsten Jahr voraussichtlich um 1,6 %. Die mehr als 200.000 Beamten und Vertragsbediensteten schauten in diesem Jahr hingegen aufgrund einer Nulllohnrunde durch die Finger – für 2014 soll es eine „moderate Erhöhung geben“. Konkrete Verhandlungen stehen noch aus.
Ein weiterer Verhandlungsbrocken steht noch an. Mitte Oktober fiel der Startschuss für die Kollektivvertragsverhandlungen für rund 530.000 Angestellte und Lehrlinge im Handel: Die Gewerkschaft fordert einen Gehaltsabschluss deutlich über der Inflationsrate. Morgen soll weiterverhandelt werden.
Die Metaller-Verhandlungen in Deutschland sind gestern übrigens relativ rasch über die Bühne gegangen. Nach zweiwöchigen Warnstreiks einigten sich IG Metall und Arbeitgeber auf einen neuen Tarifvertrag. Die Löhne und Gehälter der 3,7 Millionen Beschäftigten sollen ab dem 1. Juli um 3,4 Prozent erhöht werden und in einem zweiten Schritt ab 1. Mai 2014 noch einmal um 2,2 Prozent. (mas)