EU

Rom plant Privatisierungs-Welle gegen Schuldenberg

Italiens Premier Enrico Letta will Anteile an Eni, der Post und dem Stromnetzbetreiber Terna veräußern und so in drei Jahren 20 Milliarden Euro eintreiben.

Rom – Der italienische Premier Enrico Letta drückt bei den Privatisierungen aufs Tempo, um Italiens Rekordverschuldung abzubauen. Der Ministerpräsident will einen Privatisierungsplan entwerfen, mit dem die Regierung in drei Jahren 20 Milliarden Euro eintreiben will, circa 7,5 Milliarden Euro pro Jahr.

Nach Angaben der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ will die Regierung in Rom Anteile an dem Ölkonzern Eni, an der Post und an dem Stromnetzbetreiber Terna veräußern, um sich liquide Mittel zur Eindämmung der gewaltigen Staatsschulden zu verschaffen. Terna ist am Markt mit mehr als sieben Milliarden Euro bewertet. Teile des Schiffbauriesen Fincantieri soll an die Mailänder Börse gebracht werden, berichtete das Blatt.

Mit diesem umfangreichen Privatisierungsprogramm will die Regierung die Staatsschuld abbauen, die 133 Prozent des Bruttoinlandprodukts ausmacht und dem Land jährlich 84 Milliarden Euro an Interessen kosten, 1400 Euro pro Italiener. Diese Verschuldung lastet schwer auf der Wirtschaftsentwicklung Italiens, das nach zwei Jahren Rezession wieder Signale des Aufschwung spürt.

Experten: Privatisierungen könnten 80 Mrd. Euro bringen

Der italienische Staat besitzt derzeit 27,4 Prozent am Öl-und Gasunternehmen Eni im Wert von etwa 17,4 Mrd. Euro. Dazu kommen Anteile am Stromversorger Enel im Wert von etwa 8,4 Mrd. Euro, erhebliche Anteile am Industriekonzern Finmeccanica und andere Beteiligungen. Über 80 Mrd. Euro könnte die Regierung in Rom mit Privatisierungen insgesamt einnehmen, schätzen Wirtschaftsexperten. Der italienische Staat ist Eigentümer von Immobilien, die nach offiziellen Angaben etwa 300 Mrd. Euro wert sind.

Wirtschaftsminister Fabrizio Saccomanni hatte in einem TV-Interview am Samstagabend betont, dass die öffentlich-rechtlich TV-Anstalt RAI privatisiert werden könnte. Die RAI werde jedoch weiterhin Italiens öffentlich-rechtliche TV-Anstalt bleiben, meinte der Minister. (APA)