Flutopfer in Kössen fühlen sich im Stich gelassen
Die Bürgerinitiative verlangt einen raschen Baubeginn für den Hochwasserschutz. Laut Zuständigen wird noch geplant.
Von Verena Hofer
Kössen –„Wir sehen keinen Bagger, es geht nichts weiter“, diese Aussage trifft die „Kössener Bürgerinitiative für sicheren Hochwasserschutz“ rund um Diakon Johann Himberger, Christian Gründler und Josef Obinger. 2500 Unterschriften wurden gesammelt und Bürgermeister Stefan Mühlberger übergeben, um gemeinsam etwas zu bewegen. „Dem Bürgermeister machen wir keinen Vorwurf, aber beim Land dauert alles sehr lang“, erklären die Initiatoren. „Nach außen hin ist die Meinung nicht ganz falsch. Die Power ist nicht sichtbar“, pflichtet Mühlberger bei.
Ein Großteil der Bewohner ist in den vergangenen Wochen zurück in die sanierten Häuser gezogen, gearbeitet wird noch immer rund um die Uhr. Die Folge sind gesundheitliche Probleme sowie Spannungen in der Familie. „Die Menschen wollen endlich sehen, dass etwas passiert“, sagt Himberger und ergänzt, dass das Heulen der Sirene bei Regen große Angst auslöst: „Die Bewohner reißt’s aus den Betten raus. Das Gefühl, alles umsonst aufgebaut zu haben, ist belastend.“ Entspannung könnte nach den Ideen der Bürgerinitiative das Auffahren von Baggern bringen. Das würde bedeuten: Jetzt sind sie da und tun was.
Die Ängste der Einwohner kennt auch Bürgermeister Mühlberger: „Man könnte mehr von der Kraft sehen, die angekündigt wurde. Ich habe dafür Verständnis, dass die Menschen nervös sind.“
Besonders stark getroffen hat das Hochwasser die Familie von Christian Gründler – neben ihm hat die Flut auch die Häuser seiner vier Geschwister überschwemmt. „Wir fühlen uns im Stich gelassen“, sagt Gründler. Dem widerspricht Markus Federspiel, Leiter der Schutzwasserwirtschaft und Gewässerökologie beim Land Tirol: „Es wird viel gemacht. Bis Ende des Jahres soll das Detailprojekt für den Bauabschnitt drei vorliegen.“ Inkludiert sind da bereits die Baustufen vier und fünf. Danach braucht es wasser- und naturschutzrechtliche Bewilligungen. Im kommenden Jahr soll mit dem vorgezogenen Hochwasserschutz begonnen werden. „Wir gehen davon aus, dass es recht rasch geht“, sagt Federspiel. Eine weitere Studie zu Retentionsflächen wurde vergangene Woche in Auftrag gegeben. „Wir werden alles untersuchen, damit uns später kein Vorwurf gemacht werden kann“, sagt Federspiel. Die Ergebnisse mit den verschiedenen Varianten sollen Anfang des nächsten Jahres vorliegen.
Weiteren Druck will Mühlberger machen. Mit dem Kirchdorfer Bürgermeister Ernst Schwaiger, Obmann der Großachengenossenschaft, und dem Baubezirksamt soll ein gemeinsamer Zeitplan erstellt werden. Dadurch soll auch der Informationsfluss verbessert werden. „Ich bin bemüht, dass alle am richtigen Strang ziehen“, sagt Mühlberger.