Hilferuf aus Landecks Rotem Kreuz: „Führung soll gehen“
Ehrenamtliche Gruppe im Rotkreuz-Bezirk verlangt außerordentliche Versammlung. Für Obmann Klimmer geht der Schuss nach hinten los.
Von Helmut Wenzel
Landeck, Zams –„Das Klima beim Landecker Roten Kreuz ist vergiftet, es herrschen Machtspiele und Freunderlwirtschaft. Das Freiwilligen-Team wird von der Kommunikation ausgeschlossen und bleibt auf der Strecke.“ – Derartige Vorwürfe erhebt eine Gruppe teils langjähriger ehrenamtlicher Rotkreuz-Mitarbeiter (Namen sind der Redaktion bekannt) gegenüber Obmann Christian Klimmer und seinem Stellvertreter Andreas Wolf.
Otmar Juen, langjähriger Teilzeit-Geschäftsführer des Roten Kreuzes, und die ehrenamtliche Gruppe schlagen Alarm: Seit der „denkwürdigen Jahreshauptversammlung“ heuer im Mai habe sich nichts verbessert. Im Gegenteil: „Es gibt zwei Lager, die Situation ist für viele von uns unerträglich geworden.“
Im Zammer Rettungsheim würden sich Kollegen nicht mehr grüßen, dafür würde man sich ausspionieren. Der Gipfel der Unstimmigkeiten sei beim Betriebsausflug passiert: Einige Teilnehmer hätten sich das Essen selbst bezahlen müssen, andere wären eingeladen worden. Kurz und gut: Die Gruppe sieht die Zukunft der Bezirksorganisation akut gefährdet.
Vor diesem Hintergrund soll eine Unterschriftenaktion zur Einberufung einer außerordentlichen Vollversammlung im Gange sein. Laut Landesgeschäftsführer Thomas Wegmayer müssten zehn Prozent der 440 ordentlichen Mitglieder unterschreiben.
In der Versammlung sollen zumindest zwei Anträge gestellt werden – die Abwahl von Klimmer und Wolf sowie eine Statutenänderung. Damit soll die laufende Ausschreibung zur Besetzung von zwei neuen Geschäftsführerjobs gestoppt werden. Die Position des kaufmännischen Geschäftsführers soll bereits intern einem Mitarbeiter versprochen worden sein.
„Es geht garantiert nicht um eine Abrechnung mit der bisherigen Führung“, betont Juen. „Es geht um eine notwendige Umstrukturierung, damit das Rote Kreuz wieder den Grundsatz ,Aus Liebe zum Menschen‘ erfüllen kann.“ Die Vorgangsweise sei „vor allem als Hilferuf“ von den freiwilligen Mitarbeitern zu verstehen, die sich weiterhin dem Motto des Gründers Henry Dunant verpflichtet fühlen würden. „Der Obmann und sein Stellvertreter haben die Probleme nicht erkannt. Die Strukturen, die mit den neuen Geschäftsführern ab 1. Jänner eingerichtet werden sollen, sind keine Lösung“, so Juen, der sich als Teilzeit-Geschäftsführer verabschiedet, weil sein Dienstvertrag nicht mehr verlängert wird.
Derartiges passiere nicht aus Jux und Tollerei, sondern auf Grund einer Befragung unter den hauptberuflichen Mitarbeitern, erläutern Klimmer und Wolf. Das Ergebnis der Auswertung habe gezeigt, dass Juen „einige wichtige Kriterien“ nicht erfülle.
„So schlimm, wie das von der kleinen Kritiker-Gruppe dargestellt wird, ist das alles mit Sicherheit nicht“, entgegnete der heuer neu gewählte Obmann Christian Klimmer am Dienstag. „Im Mai haben wir einen Neustart gemacht und der überwiegende Teil unserer Mitarbeiter und Mitglieder ist zufrieden. Das Klima ist besser geworden.“
Zum Plan der Initiativgruppe, eine Vollversammlung einzuberufen, betonte der Bezirksobmann: „Dieser Schuss geht nach hinten los.“
Er sei verwundert über das neue Aufflammen der Unstimmigkeiten, sagte der stellvertretende Obmann Andreas Wolf. „Bei der letzten Ausschusssitzung sind beide Entscheidungen abgesegnet worden – dass der Vertrag von Juen nicht mehr verlängert wird und dass zwei Geschäftsführer ausgeschrieben werden.“ Vorwürfe gegen seine Person weist er vehement zurück. Die Kritiker-Gruppe solle sich auf die Grundsätze des Roten Kreuzes besinnen.
Die jüngsten Entwicklungen seien äußerst bedauerlich, sagte Landesgeschäftsführer Thomas Wegmayer: „In dieser Situation geht es darum, dass das Rote Kreuz Landeck handlungsfähig bleibt.“