Wirtschaftspolitik

Abkühlphase für heiße Kartoffel

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Die Einigung auf neue Metallerlöhne wurde nur möglich, weil das größte Streitthema flexible Arbeitszeit vertagt wurde. Zwischen ÖGB und Industrie dürfte es bald wieder rauchen.

Wien, Innsbruck –Der erste größere Streik in Österreich seit zehn Jahren wurde Montagnacht gerade noch abgewendet (wie in einem Teil unserer gestrigen Ausgabe schon berichtet). Metallergewerkschaft und Industrie einigten sich in der fünften Verhandlungsrunde doch noch auf neue Kollektivlöhne.

120.000 Beschäftigte der Maschinen- und Metallwarenindustrie (davon 10.000 in Tirol) erhalten mit 1. November im Schnitt um 2,8 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Besserverdiener bekommen 2,5 Prozent mehr. Die Bezieher niedrigerer Einkommen erhalten ein Lohnplus von 3,2 Prozent. Der Mindestlohn steigt um 3,2 Prozent auf 1688 Euro. Die Zulagen und die Lehrlingsentschädigung legen um 2,1 Prozent zu.

Das Ergebnis wird von beiden Seiten als gerade noch vertretbarer Kompromiss gewertet. Die Verhandlungsführer auf Arbeitnehmerseite, Rainer Wimmer (Pro-Ge) und Karl Proyer (GPA), zeigten sich über einen Abschluss deutlich über der Inflationsrate erfreut. Zufrieden sind die Gewerkschafter auch damit, dass es gelungen ist, das Arbeitszeitthema einmal mehr aus dem Kollektivvertrag auszuklammern. Die Industrie verlangt ja, dass die Arbeitszeit „flexibel“ gestaltet wird, um auf die Auftragslage besser reagieren zu können.

Arbeitgeber-Chefverhandler Veit Schmid-Schmidsfelden betont daher, dass das flexible Arbeitszeitmodell („Zeitkonto“ genannt) nun bis zum 30. Juni 2014 in weiteren Gesprächen geklärt werde. Sollte, wie schon in den vergangenen Jahren, keine Einigung auf flexiblere Arbeitszeitmodelle erzielt werden, werde das Auswirkungen auf die nächstjährigen Kollektivvertragsverhandlungen haben, so Fachverbandsobmann Christian Knill.

Für das Zeitkonto gab es zuletzt verschiedene Vorschläge. Sie alle zielen darauf ab, dass erst ab Überschreiten eines gewissen Stundenüberhanges Überstundenzuschläge bezahlt werden müssen.

Die Gewerkschaft sperrte sich bisher aber vehement gegen ein solches Modell. Vor allem die Bezieher kleiner Einkommen würden durch den Verlust von Überstundenzuschlägen massive Einkommenseinbußen erleiden, so das Argument des ÖGB.

Nach Auskunft der Arbeitnehmerverhandler werden die Gespräche über flexiblere Arbeitszeiten „ergebnisoffen“ angelegt. Es sei also nicht vereinbart worden, dass bis Sommer ein bestimmtes Ergebnis herauskommen soll – oder überhaupt ein Ergebnis.

Diese Frage dürfte also bald wieder für Zündstoff zwischen den nächtlichen Verhandlern sorgen. (mark, APA)