Schwere Vorwürfe gegen Monika Lindner
Die Nationalratsabgeordnete soll Familienmitglieder mit lukrativen PR-Jobs bei der St. Anna Kinderkrebsforschung versorgt haben.
Wien – Just am Tag der konstituierenden Sitzung des Nationalrats am Dienstag wurde bekannt, dass die freie Abgeordnete Monika Lindner ihr Vorstandsmandat in der St. Anna Kinderkrebsforschung verliert. Die Ex-ORF-Generaldirektorin steht laut der Wochenzeitung Falter im Verdacht der Freunderl- und Misswirtschaft. Die freie Nationalratsabgeordnete, die jüngst mit ihrer Abspaltung vom Team Stronach für Kontroversen sorgte, soll ihren Lebensgefährten Günther Lebisch mit lukrativen PR-Jobs bei der St. Anna Kinderkrebsforschung versorgt haben.
Überteuerte Druckaufträge
So soll Lindner, langjähriges Vorstandsmitglied der Wiener Forschungseinrichtung, Druckaufträge genehmigt haben, die doppelt so teuer waren wie notwendig. Die Einrichtung soll aufgrund der Anordnung Lindners für den Druck von Spendenbriefen pro Jahr 60.000 Euro mehr bezahlt haben wie notwendig. Ihr Lebensgefährte Günter Lebisch soll laut Falter zudem interveniert haben, damit Lindners Stiefsohn krebskranke Kinder am Krankenbett für einen TV-Spot filmen dürfe. Für einen halben Drehtag soll der ausgebildete Kameramann 3200 Euro kassiert haben – das sechsfache des marktüblichen Preises.
Wolfgang Holter, ärztlicher Direktor der St. Anna Kinderkrebsforschung, äußerte sich schwer enttäuscht. Jede Honorarnote Lindners soll nun überprüft werden, gegebenenfalls würden rechtliche Schritte eingeleitet. Man habe erst durch die Recherchen der Zeitung erfahren, dass zwischen Lindner und dem Geschäftsführer der beauftragten Agentur ComCom ein „enges Naheverhältnis besteht“, hieß es in einer Aussendung der St. Anna Kinderkrebsforschung.
Den unentgeltlichen Vorstandsposten ist Lindner jetzt los: Sie habe „zwischenzeitlich ihre Funktion als Vorstandsmitglied der St. Anna Kinderkrebsforschung mit sofortiger Wirkung und bis zum Ende der Funktionsdauer Ende November 2013 ruhend gestellt“. Der Termin für die Wahl des neuen Vorstands stehe bereits fest. Des Weiteren habe die St. Anna Kinderkrebsforschung beschlossen, den Vertrag mit der Agentur ComCom zu kündigen.
Lindner weist Anschuldigungen zurück
Lindner weist die Vorwürfe entschieden zurück. Sie sei „sehr bestürzt“ darüber, wenn der Einrichtung „durch welche Geschichte auch immer“ Schaden zugefügt werde, sagte sie am Rande der Nationalratssitzung. Mit den Finanzen habe sie nichts zu tun gehabt, betonte sie.
Sie werde alles tun, um eventuellen Schaden abzuwenden. Ihr Mandat im Vorstand habe sie ja aufgrund ihrer Tätigkeit im Parlament ruhend gestellt, sagte sie. Zum Vorwurf der Freunderlwirtschaft sagte sie, sie habe „überhaupt nichts bezahlt“.
„Ich habe mit den Finanzen überhaupt nichts zu tun gehabt“, sagte sie dazu. Die Rechnungen habe sie überhaupt nicht gesehen, es gebe im der Einrichtung dafür einen Kassier. In ihrer Zeit im Vorstand habe es überhaupt keine Unregelmäßigkeiten gegeben. Sie frage sich, wie es zu diesen Vorwürfen kommt, so die freie Abgeordnete. (tt.com, falter.at)