Bühne

Ein Eintopf aus Frust und Frost

Innsbruck – Wer im Yukon lebt, ist kalte Füße gewohnt: Im Nordwesten Kanadas zeigt das Thermometer nicht selten minus 45 Grad – bei diesen T...

Innsbruck –Wer im Yukon lebt, ist kalte Füße gewohnt: Im Nordwesten Kanadas zeigt das Thermometer nicht selten minus 45 Grad – bei diesen Temperaturen spart man sich zumindest die Eiswürfel für den Gin. Und den braucht man, um in der frostigen Einöde bei Laune zu bleiben.

Sarah Berthiaume siedelt ihr Drama „Yukonstyle“, das im [K2] als deutschsprachige Erstaufführung zu sehen ist, an diesem unwirtlichen Ort an. Hier teilen sich Tellerwäscher Garin (Sergej Gößner) und Kellnerin Yuko (Lisa Hörtnagl) die Couch, auf der sich plötzlich auch Kate (Marion Fuhs) niederlässt. Die 17-Jährige ist schwanger von einem Bus-Flirt, Mutter zu werden ist aber das Letzte, was sie will. Auch Garin hat ein Mutter-Problem: Seine Mama ist vor Jahren verschwunden, womöglich hat sie der Serienmörder Robert Pickton auf dem Gewissen, der tatsächlich in Kanada sein Unwesen trieb. Ob sie – wie der Großteil von Picktons Opfern – eine Prostituierte war, weiß Garin nicht. Denn sein Dad (Andreas Wobig) spricht nicht gern über dieses Kapitel seines Lebens, lieber säuft er bis zum Umfallen – und bis er todesverheißende Raben sieht. Yuko wiederum wollte unbedingt aus der Reihe fallen, deshalb hat sie ihre Heimat Japan hinter sich gelassen – jetzt kocht sie ihren japanischen Eintopf am Arsch der Welt, wo man unlauter mit dem Slogan „Larger Than Life“ für sich wirbt.

Ein wenig erinnert auch Berthiaumes Stück an einen Eintopf, der über weite Strecken fantastisch schmeckt. Schauspielerisch ist Susanne Schmelchers Inszenierung ein Gustostück, das in den Kammerspielen allerdings viel besser aufgehoben wäre. In der Enge des [K2] geht die Weite des Yukon verloren, treibt einem die Schwüle Schweißperlen auf die Stirn. Schmelchers Regie-Arbeit bleibt aber sehenswert – spannend wird mit verschiedenen Erzähl­ebenen gespielt, wird Realität mit Fiktion verquickt, bis es einem kalt den Rücken hinunterläuft. (fach)

Nächster Termin: 3. November

Für Sie im Bezirk Innsbruck unterwegs:

Verena Langegger

Verena Langegger

+4350403 2162

Michael Domanig

Michael Domanig

+4350403 2561

Renate Perktold

Renate Perktold

+4350403 3302