Jungmandatare beeindruckt: „Wollen Brücken schlagen“
Die heute angelobten Nationalrats-Neulinge planen überparteiliche Kontaktaufnahmen und zeigen sich von der mächtigen Parlaments-Kulisse sichtlich beeindruckt.
Wien - Im Parlament haben am Dienstag erstmals auch zahlreiche „Neulinge“ ihre Sitzplätze bezogen. Vor allem die Jungen unter den Neueinsteigern wollen einen neuen Stil mit ins Hohe Haus bringen und strichen im Gespräch mit der APA hervor, auch zu anderen Fraktionen Brücken schlagen zu wollen. Von der Atmosphäre gaben sich die Neo-Mandatare durchwegs beeindruckt.
Die SPÖ-Neueinsteigerin Katharina Kucharowits sagte, sie könne es sich vorstellen, bei Sachthemen auch überfraktionell zu arbeiten. Auch der ÖVP-Abgeordnete Asdin El Habbassi berichtete von „super Gesprächen“, die sich bereits bei der ersten Plenarsitzung auch mit anderen Fraktionsmitgliedern ergeben hätten. Er wolle auch gezielt den Kontakt zu anderen jungen Abgeordneten suchen und so „Brücken schlagen“, so der 26-Jährige.
An ihre Aufgabe gehen die Neueinsteiger mit recht großer Ehrfurcht heran. „Ich war unglaublich aufgeregt in der Früh“, sagte der Grüne Abgeordnete Julian Schmid - mit 24 Jahren der jüngste aller Abgeordneten. Die neue Aufgabe sei „total spannend“, er habe in der Nacht vor der Sitzung auch nicht so gut geschlafen, gestand er.
Mit seinem legeren Outfit - Kapuzenpulli statt Anzug - habe er auch ein „bewusstes Statement“ setzen wollen. Er wolle sich nicht verstellen, sondern so bleiben wie er ist, so der Jungmandatar. Von den älteren Abgeordneten will er sich zwar das eine oder andere abschauen, aber nicht alles: „Ich werde schon schauen, dass ich auch gut zuhöre“, bemerkte er offenbar bereits die eine oder andere Disziplinlosigkeit unter den Alt-Mandataren.
Auch FPÖ-Neueinsteiger Wendelin Mölzer sprach von einem „spannenden Tag“. Zwar sei es für ihn nicht völliges Neuland, da er ja als Mitarbeiter im Parlamentsklub das Geschäft schon gut kennengelernt hat. „Aber es ist eine andere Perspektive“, die Verantwortung sei eine andere. „Man steht jetzt im Licht der Öffentlichkeit“, so der Mandatar. Seine Angelobung habe er jedenfalls mit einer „gewissen Demut“, aber auch dem Bewusstsein, dass nun viel Arbeit und Verantwortung vor ihm stehe, wahrgenommen, sagte der 33-Jährige.
Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen kann sich auch Team Stronach-Abgeordneter Georg Vetter gut vorstellen. Er kenne „Leute aus allen Parteien“, und habe zu diesen eine „gute Gesprächsbasis“. Sein erster Eindruck war hingegen weniger positiv: „Ineffizient“, meinte der Wirtschaftsanwalt zu dem langwierigen Abstimmungsprozedere. Man könnte diese Wahlgänge wesentlich kürzer gestalten, aber das sei eben „typisch Staat“. Auch das Dauer-Geläute, mit welchem die Abgeordneten zur Abstimmung gerufen werden, war nicht ganz nach dem Geschmack Vetters. Die Angelobung selbst hat aber auch ihn nicht gänzlich kalt gelassen: „Da wird man sich natürlich der Größe des Augenblicks bewusst.“
Auch NEOS-Abgeorgnete Angelika Mlinar sprach von einer „besonderen Dimension“, vor allem, da sie ihre Gelöbnisformel auf Deutsch und Slowenisch abgeleistet hatte. Dies habe ihr einige positive aber auch negative Kommentare eingebracht, verriet die LIF-Chefin. Auch sie will Brücken zu andern Fraktionen schlagen, „das liegt in der Natur unserer politischen Gruppierung, dass man anderen offen gegenübertritt“. Sie wünscht sich jedenfalls einen „lebendigen Parlamentarismus“. Es sei der erste Sitzungstag jedenfalls ein „ganz besonderer Tag“ gewesen, sie werde das erst im Nachhinein wirklich realisieren und in Worte fassen können.
Auch Kucharowits berichtete von nervlicher Anspannung: „Ich war in der Früh ausgesprochen nervös“, und das halte noch immer etwas an, sagte die 30-Jährige am Nachmittag. Die Angelobung sei auch für sie „ein sehr berührender Moment“ gewesen. Und auch El Habbassi gab sich von der Kulisse beeindruckt: „Die vielen Gäste und Medien“, das alles sei „sehr überwältigend“. (APA)