Wenn Schülerprobleme unlösbar erscheinen
In der Imster Hauptschule startete 2008 das Pilotprojekt „Schulsozialarbeit“. Es wurde zum Erfolgsmodell.
Von Hubert Daum
Imst –Noch zwei Tage, dann geht’s wieder los. Die Mehrzahl der Schüler genoss eine Woche Herbstferien – vor ihnen liegt nun eine lange Unterrichtszeitspanne ohne Unterbrechung.
Hinter ihnen liegt der Oktober. Ein Monat, der offensichtlich die meisten Probleme im Spannungsfeld Schüler – Eltern – Lehrer birgt. Das beweist die Statistik der „Schulsozialarbeit“, kurz SchuSo genannt. Die Einrichtung des „Tiroler Kinderschutzes“ startete im Jahre 2008 in der Hauptschule Imst Unterstadt als Pilotprojekt: mit dem Ziel, soziale Probleme auf allen Ebenen zu lösen. „Wir mussten anfänglich aufwändige Eigenwerbung betreiben“, blickt Sozialarbeiter Philipp Bechter zurück, „das Vertrauen wuchs jedoch sehr schnell und wir konnten im ersten Jahr rund 500 Beratungen durchführen.“ Fünf Jahre später stehen an den Standorten NMS Unterstadt, NMS Oberstadt und der Handelsschule fünf Schulsozialarbeiter neun Schulen zur Verfügung.
Die Aufgabe von Nicole Gritsch, Philipp Bechter, Christina Exenberger, Christina Steixner-Buisson und Tamara Mungenast ist es, Schüler, Lehrer und Eltern bei Problemen zu beraten und zudem Präventionsarbeit zu leisten. Im Schuljahr 2012/13 führte das Team insgesamt 1445 Einzel- und Gruppenberatungen durch, wobei die Einzelsettings überwogen. 405 Schüler und 199 Eltern vertrauten der SchuSo ihre Probleme an. Das Hauptthema bei den Mädchen sind Konflikte in der „Peergroup“, also in ihrer Clique, gefolgt von Konfliktmoderation und familiären Problemen. Die Nummer eins bei den Burschen ist Gewalttätigkeit und aggressives Verhalten. Gleich wie bei den Mädchen stehen Konfliktmoderation und die „Peergroup“ ebenfalls auf dem Stockerl.
Die Elternberatungen werden von der Thematik Verhalten in der Schule dominiert. Auffällig ist, dass im Oktober Eltern zwei- bis dreimal so oft die SchuSo um Hilfe bitten wie in anderen Monaten. Nicole Gritsch dazu: „Die Sommerferien wirken lange nach, der September ist noch locker. Im Oktober beginnt der Schulalltag so richtig mit Schularbeiten und allem, was dazugehört. Zudem treten bei den Erstklasslern die ersten Gruppenkonflikte auf.“
Auf der Aufgabenliste der Sozialarbeiter steht nicht nur Intervention – sondern auch Präventionsarbeit in Gruppen. Mit jeder Klasse wird mindestens einmal im Semester ein jugendrelevantes Thema wie Mobbingprävention, Online-Sicherheit, Alkohol oder Safer Sex analysiert. Mit der „AG, ich schaff’s“ greift die SchuSo zudem jenen „schulmüden“ Schülern der vierten Klassen unter die Arme, die Gefahr laufen, keinen positiven Abschluss zu schaffen.
„Wir müssen akzeptieren, dass es immer mehr Alleinerzieher und Patchworkfamilien gibt“, schildert Bechter, „dies birgt oft Konfliktpotenzial. Wir sind sehr motiviert, weil wir sehen, dass wir Vertrauen genießen und die Feedbacks super sind.“
2011 hat sich die SchuSo zur dauerhaften Einrichtung gemausert. 2012 wurde sie auch in Jenbach fix installiert und im letzten Jahr in Innsbruck.