EU sagt Plastiksackerln den Kampf an
Pro Jahr verbraucht jeder Europäer im Schnitt 198 Plastikbeutel. EU-Umweltkommissar Potocnik will diese Entwicklung nun eindämmen.
Brüssel - Brüssel sagt dem Plastiksackerl den Kampf an: Am kommenden Montag (4.11.) will EU-Umweltkommissar Janez Potocnik Vorschläge machen, um den Verbrauch zu verringern. Insbesondere leichte Einwegsackerln sind Potocnik ein Dorn im Auge. Jeder Europäer verbraucht nach Angaben der EU-Kommission 198 Plastikbeutel pro Jahr, etwa 90 Prozent davon aus leichtem Material.
Viele der Sackerln endeten schließlich im Meer. Bis sie sich dort zersetzten, könne es hunderte Jahre dauern, schreibt die Brüsseler Behörde. Bis dahin zerfallen sie in kleinste Teilchen und werden von Fischen oder anderen Meerestieren aufgenommen - und möglicherweise auch vom Menschen.
Umweltkommissar Potocnik schlägt deshalb vor, dass die EU-Staaten sich eigene Ziele zur Verminderung des Verbrauchs leichter Plastiksackerl setzen. Außerdem sollen die Regierungen Sackerln auch ganz verbieten oder Gebühren erheben können.
Bisher dürfen die EU-Staaten Sackerln nicht untersagen. Das legt die „Richtlinie 94/62/EG über Verpackungen und Verpackungsabfälle“ fest: „Die Mitgliedstaaten dürfen in ihrem Hoheitsgebiet das Inverkehrbringen von Verpackungen, die dieser Richtlinie entsprechen, nicht verbieten.“ Diesen Artikel 18 will Umweltkommissar Potocnik nun kippen. Für eine solche Gesetzesänderung bräuchte er aber die Zustimmung der EU-Staaten und des Europaparlaments.
Wie viele Plastikbeutel die Europäer verbrauchen, hängt vom Land ab: In Dänemark und Finnland benutzt jeder Bürger im Schnitt pro Jahr nur vier leichte Plastiksackerl. In anderen europäischen Staaten sind es „weit mehr als 400“, wie die EU-Kommission in ihrem Gesetzgebungsvorschlag schreibt - allerdings ohne die Länder zu benennen. (APA/dpa)