Tiroler im Hohen Haus: Startvorteil und schlimme Wörter
Neuzugänge, erfahrene Abgeordnete: Im Parlament sitzen 13 Tiroler Abgeordnete.
Von Cornelia Ritzer
Wien – 183 Abgeordnete sitzen im Nationalrat, 13 davon sind aus Tirol. Wobei: Würde man Monika Lindner (sie ist in Tirol aufgewachsen) und Team Stronach-Mandatar Robert Lugar (er wurde in Innsbruck geboren) dazu zählen, wären es sogar 15. Fast genau jeder Dritte – 60 Abgeordnete – sprach gestern die Worte „Ich gelobe“ zum ersten Mal. Gleich drei Neuzugänge aus Tirol zählen die Grünen. Den langjährigen Klubobmann Georg Willi, die kurdisch-stämmige Abgeordnete Aygül Berivan Aslan und Sigrid Maurer. Die ehemalige ÖH-Vorsitzende wird Wissenschaftssprecherin ihrer Partei, Prekariat an den Unis und auch Studiengebühren werden die 28-Jährige beschäftigen. Bei zweiterem herrscht die Hoffnung, „dass diese ad acta gelegt werden“. Für Maurer ist die Arbeit als Abgeordnete ein „Perspektivenwechsel“. 2010 erhielt die Telferin nämlich eine Parlamentssperre, weil sie Flugzettel ins Plenum warf – von der Galerie.
Für Gerald Hauser, der mit der FPÖ-Frauenchefin Carmen Gartelgruber und Neo-Abgeordneten Peter Wurm die Tiroler FPÖ in Wien vertritt, ist es ein Comeback ins Hohe Haus. Der frühre Landesparteichef und Bürgermeister von St. Jakob in Defereggen saß bereits im Nationalrat. Das sieht der 52-Jährige als „Startvorteil“: Immerhin fange er „nicht bei Null an“. Tourismus sowie die parlamentarischen Kontrollrechte stehen auf seiner Agenda, in der Schulpolitik wünscht sich der Wirtschaftspädagoge „eine offene Diskussion“ abseits vom Klubzwang. Immerhin seien die Politiker ja gewählt, „um was weiterzubringen“.
Ein „schlimmes Wort“ ist Klubzwang für den Neo-SPÖ-Abgeordneten Max Unterrainer. Wenn aber vor der „mehrheitlichen Entscheidung“ eine ausführliche Diskussion stehe, ist das für den Absamer Vizebürgermeister „kein negativ belasteter Ausdruck“. Thematisch findet sich der 49-Jährige bei Finanzen, Wirtschaft, Verkehr und Bildung wieder. „Kinder sollen frei entscheiden, was sie werden wollen.“ Doch es ist Europa, dem der neben Gisela Wurm zweite Tiroler SPÖ-Politiker „mit Leib und Seele verschrieben ist“.
Die meisten Tiroler Abgeordneten finden sich bei der ÖVP. Josef Lettenbichler und Hermann Gahr wurden wiedergewählt, erstmals dabei ist ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch. Und Karlheinz Töchterle werden gute Chancen ausgerechnet, wieder Minister zu werden. Der Sprung von Reutte in den Nationalrat gelang Elisabeth Pfurtscheller. In den Verkehrs- und Integrationsausschüssen will sich die 49-Jährige engagieren, die Finanzierung von Kultur im ländlichen Raum gehöre forciert. Die Frauenbündlerin freut, dass eine Barbara Prammer Nationalratspräsidentin ist. Dass ihr Partei sich für einen Mann entschied, ist für sie auch in Ordnung: „Man muss verschiedenen Interessen berücksichtigen.“