Pensionssystem

Sparmaßnahmen greifen, aber nächstes Finanzierungsloch am Horizont

(Symbolbild)
© dpa/Oliver Berg

Ab Mitte der 2020er Jahre tut sich der Prognose der Pensionskommission zufolge ein neuerliches Loch im Pensionssystem auf.

Wien - Die jüngsten Pensionsreformen zeigen zwar Wirkung und dämmen die Kosten in den nächsten Jahren ein, ab Mitte der 2020er Jahre klafft aber wieder ein tiefes Loch im Pensionssystem. Das zeigt der am Mittwoch veröffentlichte Bericht der Pensionskommission der Regierung. Gründe für die langfristige Verschlechterung gibt es viele: So gehen die Österreicher weiterhin deutlich vor 65 in Pension, aber auch das wirtschaftliche Umfeld hat sich verschlechtert. Die Jungen müssen sich trotz steigender Kosten auf immer niedrigere Pensionen einstellen.

Wie Kommissionsvorsitzender Rudolf Müller am Dienstag vor Journalisten sagte, will man sich mit allfälligen Reformempfehlungen im Rahmen des nächsten Berichts befassen, der ausnahmsweise nicht erst in drei Jahren sondern schon im kommenden Herbst erstellt wird. „Unmittelbarer Handlungsbedarf“ besteht aus seiner Sicht nicht.

Der letzte Bericht 2010 zeigte eine deutliche Verschlechterung der Lage: Demnach musste der Bund ab 2009 deutlich mehr Geld ins Pensionssystem pumpen, als 2004 vorhergesehen. Grund dafür waren zwischenzeitlich beschlossene Entschärfungen im Pensionssystem: Etwa die mehrfach verlängerte „Hacklerregelung“, Pensionserhöhungen über der Inflationsrate und geringere Abschläge für die Korridor-Frühpension.

Kosten seit 2010 kurzfristig wieder auf Kurs

Diese Entwicklung hat die Regierung mittlerweile korrigiert, wie der nun veröffentlichte neue Bericht zeigt. Die zuletzt beschlossenen Sparmaßnahmen (Pensionsanpassungen unter der Inflationsrate, erschwerter Zugang zur Hacklerregelung, eingeschränkte Invaliditätspension) haben die Kosten nämlich zumindest kurz- und mittelfristig wieder auf Kurs gebracht.

Damit kann die Regierung nun davon ausgehen, dass sie in den kommenden zwölf Jahren nicht mehr Geld in das Pensionssystem pumpen muss als dies 2004 angepeilt wurde. Konkret soll der Bundesbeitrag von heuer 2,8 Prozent der Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt/BIP) bis 2025 auf 3,7 Prozent ansteigen. Dies entspricht dem 2004 angepeilten Anstieg von 2,6 auf 3,7 Prozent.

Neues Finanzierungsloch droht Mitte der 2020er Jahre

Ab Mitte der 2020er Jahre tut sich der Prognose zufolge aber ein neuerliches Loch im Pensionssystem auf. Denn schon 2035 soll der Bundesbeitrag bei fünf statt nur vier Prozent des BIP liegen. In weiterer Folge soll der Zuschuss des Bundes dann nicht wie geplant sinken, sondern bis 2050 weiter auf fast sechs Prozent ansteigen. Damit wäre der Bundesbeitrag im Jahr 2060 doppelt so hoch wie 2004 angepeilt.

Die Gründe dafür sind vielfältig: So steigt die Lebenserwartung deutlich stärker als dies 2004 erwartet wurde. Gleichzeitig dürften die Österreicher aber auch 2060 noch deutlich vor dem 65. Geburtstag in Pension gehen: Das Antrittsalter soll demnach zwar bis 2030 relativ stark ansteigen (von 57,8 auf 61 Jahre bei Männern, von 55 auf 60 Jahren bei Frauen), danach aber nicht mehr wesentlich zulegen.

Außerdem hat sich das wirtschaftliche Umfeld eingetrübt, die Beitragseinnahmen hinken hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück und obwohl immer mehr Menschen pensionsversichert sind und Beiträge bezahlen, kann dies den starken Anstieg der Pensionisten nicht ausgleichen.

Geburtenstarke Jahrgänge kommen ins Pensionsalter

Dies liegt auch daran, dass in den nächsten Jahrzehnten geburtenstarke Jahrgänge ins Pensionsalter kommen und dass immer mehr Frauen (was auch politisch erwünscht ist und durch die Anrechnung von Kindererziehungszeiten begünstigt wird) Pensionsansprüche erwerben: Während heuer 2,3 Mio. Pensionen ausgezahlt werden, sollen es 2060 bereits 3,6 Mio. Pensionsleistungen sein. Die Zahl der versicherten Beitragszahler steigt demgegenüber nur von 3,7 auf 3,8 Millionen.

Großzügiger wird das Pensionssystem aber trotz steigender Kosten nicht, auch das zeigt der Bericht der Kommission. Denn während ein durchschnittlicher Pensionist heute noch rund 44 Prozent dessen als Pension erhält, was er in seiner aktiven Phase erhalten hat, sinkt diese „Ersatzrate“ bis 2060 auf nur noch 34 Prozent. (APA/tt.com)