Kunst

Auf Sommerfrische in Venedigs Kunst-Gärten

Noch bis 24. November läuft die diesjährige Kunstbiennale Venedig. In Buchform gibt es ein bleibendes Zeugnis der Jahre 1893–2013 aus österreichischer Sicht.

Von Ivona Jelcic

Innsbruck –Die Eröffnung der ersten Venedig-Biennale 1895 wurde in der österreichischen Presse denkbar knapp in der Rubrik Vermischtes vermeldet. Mit einer im selben Jahr in den Wiener Prater gebauten Venedig-Kulisse hatt­e man im Habsburger-Reich seine eigen­e, rasch zur Touristenattraktion avancierte Lagunenstadt. Und mit den nach Süden entsandten österreichischen und ungarischen Malern – darunter Alois Delug, Johann Victór Krämer, Philip Lászlo und Hans Tichy – hatte man auf konventionelle, den bürgerlichen Geschmack treffende Kunst gesetzt.

Dem reichlich unspektakulären Start der österreichischen Teilnahme an der ursprünglich als tourismusfördernde Verkaufsausstellung konzipierten Biennale Venedig sollten mit den Jahren dann doch ein paar Sensationen (etwa mit Gustav Klimt 1910), Malversationen (der Innsbrucker Kunsthistoriker Vinzenz Oberhammer hatt­e als Österreich-Kommissär 1962 offenbar größte Schwierigkeiten, einige Bilder von Hundertwasser wieder zurückzubekommen) und andere denkwürdige Ereignisse folgen. Die versammelt jetzt der opulente Band „Österreich und die Biennale Venedig 1893–2013“, herausgegeben von Jasper Sharp. Der diesjährige Kommissär des Österreich-Pavillons hat damit eine Dokumentationslücke gefüllt, entstanden ist ein aufschlussreiches Nachschlagewerk zur österreichischen Biennale-Geschichte, das mit bislang nicht veröffentlichten Briefen, Plänen, Fotografie­n und zahlreichen weiteren Dokumenten sowie mit Essays von Sharp, Philipp Blom und Rainald Franz aufwartet. Letzterer wirft einen Blick auf die Geschichte des Österreich-Pavillons, bis zu dessen Eröffnung 1934 jahrelanges Feilschen um die Finanzierung notwendig war. Und dessen Entwurf eigentlich nicht allein auf Josef Hoffmann, sondern vor allem auch auf Robert Kramreiter zurückgeht.

Ablesen an der österreichischen Biennale-Geschichte lassen sich aber auch heimische Kunst- und Zeitgeschichtliches, Aspekte der Nationenbildung und der Kulturpolitik sowie die Haltung zum jeweiligen Zeitgeist. Dieses Jahr hat Matthias Poledna den Österreich-Beitrag gestaltet – sein Trickfilm „Imitation of Life“ bildet den Schlusspunkt des Dokumentationsbandes und ist noch bis 24. November in Venedig zu sehen.

Jasper Sharp, Österreich und die Biennale Venedig. 1895 bis 2013, Verlag für moderne Kunst, 540 Seite­n, 58 Euro.