Österreich

Caritas sucht neuen Präsidenten

Franz Küberl zieht sich nach 18 Jahren an der Spitze der Caritas Österreich zurück. Sein Nachfolger wird am 13. November bestimmt. Ein Kandidat ist der Tiroler Georg Schärmer.

Von Peter Nindler und Wolfgang Sablatnig

Wien, Innsbruck – Zu tun gäbe es noch genug, sagte Caritas-Präsident Franz Küberl gestern zur TT. Dennoch tritt er nach 18 Jahren von der Bundesspitze der katholischen Hilfsorganisation zurück. Seine Ämter als Caritas-Direktor in der Steiermark und als Kirchenvertreter im ORF-Stiftungsrat behält Küberl. Den Nachfolger Küberls küren die Landesdirektoren der Caritas am 13. November in geheimer Wahl aus ihren Reihen.

Neben dem Wiener Michael Landau wird immer wieder der Tiroler Caritas-Chef Georg Schärmer als möglicher Kandidat genannt. Erst in der Vorwoche hat Diözesanbischof Manfred Scheuer, der in der österreichischen Bischofskonferenz für die Caritas zuständig ist, den Vertrag mit Schärmer um weitere fünf Jahre verlängert.

Schärmer beteuert, er habe noch keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, Caritas-Präsident zu werden. Zu den Spekulationen rund um seine Person wollte er sich deshalb nicht äußern. „Es gibt keine Rankings oder Wahlvorschläge.“

Seit 1998 leitet der Lehrer und ehemalige Direktor des Elisabethinums in Axams die Tiroler Caritas. Er zählt zu den engsten Vertrauten von Bischof Scheuer. Wie der scheidende Präsident Küberl gilt Schärmer als steter Mahner für mehr Mitmenschlichkeit und Solidarität. Erst vor zwei Wochen prangerte er die Flüchtlingspolitik in Europa und in Österreich an und verglich sie mit dem „Kältetod des Mitgefühls“.

Wird er sich um die Nachfolge Küberls bewerben? „Es wird in den nächsten zwei Wochen eine offene Diskussion unter den Caritas-Direktoren geben. Und zum Schluss wird eine gute Wahl herauskommen“, sagte Schärmer zur TT. Es gehe auch um ein kollegiale Aufgabenteilung.

Gegen Schärmer spricht vor allem die Geographie, schließlich ist Tirol weit vom Schuss. Letztlich dürfte die Wahl aber zwischen Michael Landau und Schärmer fallen.

Bischof Scheuer würdigte gestern Franz Küberl als jemanden, der den Finger auf so manche Wunde gelegt und auf Probleme verwiesen habe, die man nur allzu gerne ausblenden wolle. „Er hat der Caritas und Kirche in Österreich ein markantes menschliches Gesicht gegeben.“

Küberl selbst sagt zu seiner Nachfolge nur, es werde jemand kommen, „der mindestens so gut ist wie ich“. Vor allem in zwei Bereichen sieht er weiter Handlungsbedarf: Für die Entwicklungspolitik sei trotz anders lautender Versprechen der Politik immer weniger Geld vorhanden. „Die politisch Verantwortlichen erkennen nicht, dass Entwicklungspolitik eine Überlebensversicherung für unsere Nachbarn und für uns selbst ist“, kritisierte er.

Eine große Aufgabe sieht Küberl außerdem in der Bildungspolitik: „Die Erkenntnis, dass Bildung Armut bricht, hat sich noch nicht genügend durchgesetzt.