Müllberg wächst

3,5 Millionen Tonnen täglich: Erde droht im Müll zu ersticken

Müllautos über 5000 Kilometer aneinandergereiht: Eine solche Kolonne wäre nötig, um den für 2025 prognostizierten weltweiten Müllberg abzutransportieren. Und das an jedem Tag. Eine Trendwende sei dringend nötig, warnen Forscher. In Sicht sei sie nicht.

London – Unser Planet droht im Müll zu ersticken. Jeden Tag produziert die Weltbevölkerung nach Schätzungen rund 3,5 Millionen Tonnen Abfall – und es werden kontinuierlich mehr. Wenn sich am Verhalten der Menschen nichts ändert, werden es im Jahr 2100 mehr als elf Millionen Tonnen feste Abfälle sein – täglich, wie Forscher um Daniel Hoornweg im Fachjournal Nature schreiben.

Der Anstieg bei der Müllproduktion ist laut dem Forscherteam höher als der bei anderen umweltschädigenden Faktoren – Treibhausgase eingeschlossen. Auf einigen Müllhalden etwa in China, Korea, Brasilien und Mexiko landeten täglich mehr als 10.000 Tonnen Abfälle.

Schon jetzt seien die Auswirkungen auf den Planeten immens, wie etwa die gewaltigen Müllstrudel in den Ozeanen zeigten, warnen die Forscher. „Und wir sind auf dem Weg, die Mengen mehr als zu verdreifachen.“ Mögliche Ansatzpunkte für eine Trendwende sehen die Experten in gebremstem Bevölkerungswachstum, verbessertem Ressourcenmanagement der Städte und technologischen Fortschritten etwa für leichtere Verpackungen. „Der Gewinn für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft wäre enorm.“

Höchststand um 2050 erwartet

Derzeit produzieren die Industrieländer in Europa und Nordamerika den meisten Müll. Hier erwarten die Experten den Höchststand der täglichen Müllmenge um das Jahr 2050. Aufgrund von geringem Bevölkerungswachstum und der technologischen Entwicklung werde sich die Menge anschließend langsam verringern. In einzelnen Städten könne dies schon früher geschehen: So habe sich etwa San Francisco im US-Bundesstaat Kalifornien das Ziel gesetzt, bis 2020 den Abfall auf Null zu reduzieren. Derzeit werden 55 Prozent aller Abfälle recycelt oder wiederverwendet, heißt es in Nature.

Für das Jahr 2025 erwarten die Forscher täglich mehr als sechs Millionen Tonnen festen Mülls – genug, um eine 5000 Kilometer lange Reihe von Müllautos zu befüllen. Besonders stark wachse das Müllaufkommen immer dort, wo das Wirtschaftswachstum hoch sei – derzeit etwa in Ostasien, vor allem in China. Prognosen zufolge werde die südasiatische Wirtschaft, besonders die indische, um das Jahr 2025 stärker wachsen. Für die afrikanischen Staaten südlich der Sahara werde das für 2050 erwartet. Die Entwicklung in Afrika sei entscheidend dafür, wie hoch der Gipfel der weltweiten Müllerzeugung ausfallen wird und wann er erreicht wird, schreiben die Wissenschafter.

Generell ist Müll vor allem ein Problem urbaner Regionen. Ein Städter verursacht laut den Experten doppelt bis viermal so viel Müll wie ein Landbewohner – und die Verstädterung nimmt weltweit zu.

Japan als Vorbild

Als Positivbeispiel nennen die Forscher neben San Francisco die japanische Stadt Kawasaki, in der industrielle Prozesse so verbessert worden seien, dass 565.000 Tonnen Müll pro Jahr vermieden werden. Überhaupt könne Japan ein Vorbild beim Umgang mit Müll sein, schreiben die Autoren. Der durchschnittliche Japaner verursacht demnach ein Drittel weniger Müll als der durchschnittliche Amerikaner – bei ähnlich hohem Bruttoinlandsprodukt. Hoornweg und Kollegen führen das auf kulturelle Normen, aber auch eine dichtere Bevölkerung in den Städten und die hohen Preise für Importgüter zurück. (tt.com/dpa)