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110 Mrd. Euro an faulen Krediten belasten italienische Banken

Trotzdem sei das italienische Bankensystem solide und benötige keine weiteren Kapitalaufstockungen, versicherte der Notenbankchef.

Rom - Die als notleidend geltenden Kredite der italienischen Banken betragen 110 Milliarden Euro. Dies berichtete Italiens Notenbankchef Ignazio Visco in einer Ansprache am Mittwoch in Rom. Trotz des Skandals um die toskanische Bank Monte Paschi di Siena sei das italienische Bankensystem solide und benötige keine weiteren Kapitalaufstockungen, versicherte Visco.

Die Banken müssten sich jedoch stärker bemühen, sich vollen Zugang zu den internationalen Märkten zu verschaffen. Italiens Bankenwesen könne nicht ständig massiv auf die Liquidität der Notenbank zurückgreifen, warnte Visco. Die fünf größten Banken des Landes hätten eine Kapitalisierung erreicht, die jener der größten europäischen Banken entspreche. Die Quote von hartem Kernkapital „Core tier 1“ der italienischen Großbanken sei im Juni auf 11,2 Prozent geklettert, 2007 lag sie noch bei 7,1 Prozent.

Visco rief die Banken zur Senkung der Gehälter ihrer Manager auf. Eine deutliche Reduzierung von Gehältern und Boni von Bankenmitarbeitern in Spitzenpositionen sei notwendig, um die Personalkosten zu reduzieren, die über die Hälfte aller Ausgaben im italienischen Bankenwesen ausmachen, berichtete Visco.

Zum ersten Mal seit 13 Jahren legen die 300.000 Angestellten aller italienischer Banken am morgigen Donnerstag die Arbeit nieder. Sie protestieren damit gegen die von der Bankenvereinigung ABI beschlossene vorzeitige Auflösung des Kollektivvertrags für die Berufsgruppe. Über 19.000 Jobs könnten einer strengen Umstrukturierungspolitik im Bankenwesen in den nächsten Jahren zum Opfer fallen, klagen die Gewerkschaften. Laut Schätzungen von Experten sind 20 Prozent der Jobs in den italienischen Geldhäusern überflüssig und müssen in den nächsten fünf Jahren abgebaut werden. (APA)