Wirbel um Tamarisken-Frevel
Fotos deuten auf vorsätzliches Ausreißen der geschützten Pflanze im Virgental hin.
Von Catharina Oblasser
Virgental –Der Vergleich macht ihn sicher: Anhand von zahlreichen Vorher-NachherFotos will Umweltschützer Wolfgang Retter beweisen, dass entlang der oberen Isel systematisch die streng geschützten Tamarisken ausgerissen werden – und zwar mit Fotos, die an diversen Uferstellen zwischen Prägraten und Virgen aufgenommen wurden, einmal im August des Jahres, dann wieder im Oktober. Für ihn ist klar: „Die Pflanzen sind gezielt von ihren Standorten entfernt worden, da alle andere Gegebenheiten an den betreffenden Stellen bis ins Kleinste unverändert geblieben sind.“ Dass die schmucklosen Jungpflänzchen von der Strömung weggerissen worden sein könnten, ist für den studierten Biologen kaum möglich: „Dann müsste auch die Umgebung völlig anders aussehen, wenn es dort eine Flut gegeben hätte. Außerdem haben Tamarisken extrem tiefe Wurzeln.“
„Glaubhaft“ erscheint Retters Darstellung auch dem Tiroler Umweltanwalt Johannes Kostenzer, wie dieser der TT mitteilt. „Ich habe mir die Fotos angeschaut.“ Dass die Tamarisken aus anderen Gründen als durch menschliches Einwirken verschwunden sein könnten, bezeichnet Kostenzer als „extrem unwahrscheinlich“.
Die Frage, wer denn wohl an der Isel entlanggeht, um streng geschützte Pflanzen auszureißen, beantwortet Retter so: „Man muss sich fragen, wem nützt es, wenn die Tamarisken verschwinden?“ Die Antwort darauf liegt für ihn auf der Hand. Denn das Vorkommen der Pflanze geht Hand in Hand mit der Ausweisung der Isel als „Natura-2000-Schutzgebiet“, um welches seit Jahren ein Streit tobt. Das wiederum hätte negative Auswirkungen auf das geplante Kraftwerk im Virgental, das die Iseltaler Gemeinden Virgen und Prägraten vorantreiben.
Dem Virger Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler ist der behauptete Pflanzen-Frevel bereits zu Ohren gekommen. Er sagt nur so viel dazu: „Im Frühjahr und Sommer 2013 ist in einer Studie der Tamariskenbestand im Kraftwerksgebiet erhoben worden. Ergebnis: Es gibt und gab in diesem Bereich gar keine Tamarisken.“