Gesundheit

„Kreuzzug“ gegen das Rauchen: New York verkauft Zigaretten erst ab 21

Raucher fallen auf in New York, so selten ist der Qualmgeruch inzwischen. Auch wenn sich die Stadt gern tolerant gibt, in vielen Dingen versteht sie keinen Spaß. „Tobacco“ gehört dazu. Im Kampf gegen das Rauchen prescht New York - wieder einmal - vor.

New York – Es wird immer ungemütlicher für Raucher in New York. Aus den Restaurants und Pubs sind sie längst verbannt, aus öffentlichen Gebäuden ebenso und seit gut zwei Jahren sind sie auch aus den 1700 Parks und von den 20 Kilometern Stränden der größten Stadt der USA vertrieben. Und New York lässt nicht locker im Kampf gegen die „Todesursache Nummer Eins in Amerika“ (Bürgermeister Michael Bloomberg): Als erste Großstadt der USA hat die Metropole das Verkaufsalter für Zigaretten von 18 auf 21 heraufgesetzt.

Noch darf Zigaretten kaufen, wer sich als mindestens 18 Jahre alt ausweisen kann. Wer sparen will, findet vielleicht sogar ein Sonderangebot und kommt mit weniger als zehn Dollar für die Packung davon. Damit soll im nächsten Jahr Schluss sein: Das Stadtparlament hat nicht nur ein Mindestalter von 21 Jahren für Zigarettenverkäufer verordnet, sondern auch gleich noch Sonderangebote verboten. Künftig muss die Schachtel mindestens 10,50 Dollar (knapp acht Euro) kosten.

Die Verordnung tritt nach 180 Tagen nur in Kraft, wenn Bloomberg sie gegenzeichnet. Daran besteht kein Zweifel, hatte der scheidende Bürgermeister doch den Kampf gegen das Rauchen und gegen Kalorien zu einem der Hauptthemen seiner zwölf Jahre im Amt gemacht. Das umstrittene Verbot großer Trinkbecher für Softdrinks scheiterte zwar, aber Restaurants müssen nun die Kalorien jedes Gerichts ausweisen.

Und andere Menschen sollten nicht leiden, nur weil einige sich für das Rauchen entschieden, sagte Bloomberg und verbot überall da den Qualm, wo er als Bürgermeister das Hausrecht hat - inklusive der Stadtparks mit dem Central Park. „Die New Yorker ... können jetzt noch frischere Luft atmen und an Stränden liegen, die nicht mit Zigaretten verschmutzt sind“, begründete er den Schritt.

Viele Freunde, viele Feinde

Oder besser: verteidigte er ihn. Denn Bloombergs Kreuzzug gegen das Rauchen hat nicht nur viele Freunde, sondern auch viele Feinde. Zwar sind die USA längst ein Land der unmöglichen Begrenztheiten, in dem Verbote, Verordnungen und Verwarnungen an jeder Ecke lauern. Aber der New Yorker sollte doch ein mündiger Bürger sein, sagen die Kritiker. „Wir sind auf dem besten Weg in eine totalitäre Gesellschaft, wenn New Yorker gezwungen werden, sich solchen Regeln zu unterwerfen“, sagte Manhattans Stadtverordneter Robert Jackson, selbst Marathonläufer und Nichtraucher, zum Rauchverbot in den Parks.

Auch „Tobacco 21“, das neue Mindestalter, obwohl mit deutlicher Mehrheit von 35 zu 10 Stimmen beschlossen, sorgt für Gegenwind. Dass Einzelhandelsverbandspräsident James Calvin vor dem Verlust von Tausenden Jobs warnt, war vorherzusehen. Auch, dass die Tabakkonzerne überall Zigarettenschmuggel entstehen sehen, wundert nicht. Aber auch vom Regionalsender NY1 befragte New Yorker waren befremdet: „Wenn man erwachsen ist, sollte man Zigaretten kaufen können“, sagte einer und ein anderer: „Das ist doch albern. Lasst es gut sein. Und uns in Ruhe!“

In der Tat können bald New Yorker mit 20 zwar wählen, für ein Verbrechen verurteilt und mit der Waffe in ein anderes Land geschickt werden - Zigaretten dürfen sie aber nicht kaufen. „Mit der Anhebung des Mindestalters bewahren wir eine Generation vor den Krankheiten und der verkürzten Lebenserwartung, die mit dem Rauchen einhergehen“, sagt Bloomberg. Tatsächlich soll der Anteil jugendlicher Raucher in der Stadt zwischen 2001 und 2007 bereits von 17,6 auf 8,5 Prozent zurückgegangen sein. Seither stagniert die Zahl aber. (APA/dpa)