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Heilige verbinden die Volksgruppen

Die Europaregion Tirol zählt 52 Heilige und Selige. Zu Allerheiligen steht aber das Totengedenken im Mittelpunkt.

Von Alexandra Plank

Innsbruck –„Heilige Maria, bitte für uns, heiliger Franziskus, bitte für uns“, heute wird wieder in vielen Kirchen Tirols die Allerheiligenlitanei gebetet. Früher war Allerheiligen, das am 1. November gefeiert wird, ein Tag der Freude, ein Tag des Gedenkens an Menschen, die ihr Leben zur Vollendung geführt haben, weiß Franz Troyer, Pfarrer von Allerheiligen.

Mittlerweile findet an diesem Tag die Gräbersegnung statt. Heilige haben aber in der katholischen und vor allem in der orthodoxen Kirche immer noch eine wichtige Bedeutung. „Es gibt verschiedene Zugänge. Einer ist, dass man sich das Leben der Heiligen und Seligen anschaut und Achtung davor bekommt, was sie alles getan haben“, sagt der Seelsorger. Vielen Menschen sei es auch eine Hilfe, dass die Heiligen und Seligen mit ähnlichen Dingen, sowohl positiv als auch negativ, konfrontiert wurden wie sie selbst. Als Fürsprecher würden die wenigsten die Heiligen sehen, erklärt Troyer. „Die Menschen in Tirol wissen sehr gut, dass es nur einen Herrgott gibt, an den man sich direkt wenden kann, sie sehen die Heiligen und Seligen vor allem als Vorbilder“, sagt der Geistliche. Anders ist die Sachlage etwa beim heiligen Antonius von Padua, den man anruft, wenn man etwas verloren hat, oder dem heiligen Florian, der die Menschen vor Feuersbrünsten schützen soll. Ein Helfer in der Not ist auch der heilige Blasius, der angeblich Halsschmerzen vertreiben kann. In der Europaregion Tirol (Tirol, Südtirol, Trentino) gibt es 68 Heilige, Selige und Kandidaten im Seligsprechungsprozess (siehe Kasten). „Besonders beliebt waren in unserem Land die Bauernheiligen wie etwa die heilige Notburga“, sagt Martin Kapferer, Archivar der Diözese Innsbruck. In diesem Jahr wird der 700. Todestag jener Frau begangen, die vielen auch als „erste Gewerkschafterin“ gilt.

Der Haller Dermatologe Ludwig Spötl hat eine Ausstellung über die Heiligen und Seligen der Europaregion Tirol erarbeitet. Ihn fasziniert, dass die Heiligen Menschen aller drei Tiroler Sprachgruppen vereinen. Wie etwa der heilige Romedius aus Thaur, der am Nonsberg im Trentino verehrt wird. Besonders spannend findet Spötl das Leben von Padre Eusebio Kino vom Nonsberg. Er war Lehrer am Jesuitengymnasium in Hall und wirkte vor allem als Missionar in Mexiko/Arizona. „Er hat die Arbeitszeitregelung vom Schwazer Bergwerk für die Indios übernommen und sich dadurch die Feindschaft der spanischen Conquistadoren zugezogen. Eine Statue von ihm steht sogar im Capitol in Washington“, so Spötl.

Die heilige Notburga gilt vielen als „erste Gewerkschafterin“.
© Daniela Pirchmoser

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