Mit leuchtenden Augen
Der Generationswechsel beschert dem Nissan Qashqai eine aufregendere Optik, einen neuen Einstiegs-Benziner und ein Assistenz-Elektronik-Paket.
Von Beatrix Keckeis-Hiller
London –Ein großer Wurf gelungen ist Nissan mit dem Qashqai. 2007 hatte der Crossover – eine Verknüpfung der Karosserie-Themen Fließheck und SUV auf kompakter Plattform – seine Premiere gefeiert. Bisher wurde er bald zwei Millionen Mal verkauft. Und jetzt, in seinem siebenten Jahr, ist Erneuerung angesagt, zu einer Zeit, da der japanische Hersteller mit dem französischen Allianzpartner Renault mitten in einer Modelloffensive steckt, die bis dato die Erneuerung von Micra, Note und Leaf abdeckt und demnächst den X-Trail erfasst.
Zur statischen Premiere des neuen Qashqai in London war Renault-Nissan-CEO Carlos Ghosn höchstpersönlich angereist, um die zweite Generation des Erfolgsmodells, den – laut seiner Aussage – Pionier, den Begründer des kompakten Crossover-Segments, gewissermaßen von Neuem aus der Taufe zu heben.
Ins Scheinwerferlicht gestellt wurde ein deutlich dynamisierter Qashqai, mit geschärfter Optik, die ihn näher an den Sportler 370Z als an den sub-kompakten Bruder Juke rückt, ein frischer Typ mit leuchtenden Augen in Form von LED-Tagfahrlicht, optional durch Voll-LED-Scheinwerfer ergänzbar. Er baut auf der neuen modularen Konzern-Plattform auf, die unter der Bezeichnung CMF (Common Modular Family) die Basis von drei Nissan- und elf Renault-Modellen ist und sein wird.
In seiner neuen Ausformung wirkt der Qashqai größer und gestreckter. Dabei ist er kaum gewachsen: In der Länge um 49 und in der Breite um 20 mm. Etwas niedriger ist er geworden, um 15 mm. Dennoch offeriert er im Innenraum mehr Platz, unter anderem dank Neukonstruktion der Sitze. Das resultiert in einem um 20 Liter höheren Basis-Kofferraumvolumen. Nicht mehr geben wird es eine verlängerte Variante mit Siebensitz-Option. Das ist eine Aufgabe, die dem X-Trail in seiner kommenden dritten Generation zufällt.
An Motoren liefert Nissan zwei Benziner und zwei Diesel. Neu dazugekommen ist in der Otto-Fraktion ein 1,2-Liter-Turbo mit 115 PS (1.2 DIG-T), der als Einstiegs-Antrieb fungiert. Benziner Nummer zwei ist ein 1,6-Liter mit 150 PS (1.6 DIG-T). Die Selbstzünder: der 1.5 dCi mit 110 und der 1.6 dCi mit 150 PS. Letzterer ist mit Allrad zu haben (gut 95 Prozent der Qashqai-Käufer kommen mit Frontantrieb aus). Eine Hybrid-Variante hat derzeit laut Etienne Henry, verantwortlich für die Nissan-Produktplanung, „keine Priorität. Doch wir arbeiten daran, gemeinsam mit Renault.“
Neues gibt’s in der Getriebe-Abteilung. Zur Sechsgang-Handschaltung kommt eine neue CVT-Automatik, genannt Xtronic. Diese ist dem stärkeren Diesel vorbehalten und soll sportlicher agieren als bisher gewohnt, indem Schaltstufen eines Wandler-Systems simuliert werden. Fahrwerksseitig bietet Nissan in Bezug auf die Hinterradaufhängung zwei Varianten an. Die Fronttriebler haben eine Verbundlenkerachse, die Allradler – „All Mode 4x4 i“-System – eine Mehrlenker-Einzelradaufhängung.
Dazu offeriert der Hersteller eine weitere Neuheit für den Qashqai: eine Servolenkung, die zwei Modi serviert. Einen leichtgängigen für die Stadt, einen kernig(er)en fürs Kurvengeläuf. Ein Technik-Detail, das in der gesamten Modellpalette zum Einsatz kommt.
In Bezug auf Elektronik hat Nissan dem erneuerten Kompakt-Crossover alles spendiert, was derzeit zur Verfügung steht, teils serienmäßig, teils optional. Dazu gehört nebst anderem: Wankausgleich, aktive Spurkontrolle, Berganfahrassistent.
Unter „Safety Shield“ (Sicherheitsschild) fasst Nissan seine elektronischen Fahrassistenz-Systeme zusammen. Dazu gehören Helfer für Notbremsungen (autonom), Übermüdungswarner, Verkehrszeichen-Erkennung, Totwinkel-Alarm, Bewegungsmelder, Einpark- und Fernlichtassistent plus ein Rundum-Monitor. Für die Verknüpfung all dieser Systeme sorgt wiederum die Elektronik, das neue internetbasierte „Nissan Connect“-System mit Smartphone-Integration. Damit sieht Carlos Ghosn den Weg weiter vorbereitet für vollautonomes Fahren. Ab 2020 will der Renault-Nissan-Chef so weit sein, seine Produkte ohne aktiven Fahrereingriff in den Verkehr zu schicken.
Vorher findet der Marktstart des Qashqai II statt: im Februar des kommenden Jahres. Leibhaftig zu sehen sein wird er bereits vorher, im Jänner, auf der Vienna Autoshow. Bestellbar ist er jedoch bereits ab der kommenden Woche. Die Tarife sind noch nicht fixiert.