Test

Surfer im digital-urbanen Netz

Ab 35.700 Euro bietet BMW den kleinen Elektrowagen i3 an, mit Range Extender ab 40.400 Euro.Foto: Hersteller

Bei seiner ersten Praxis-Erprobung hat der Serien-Elektriker BMW i3 bewiesen, dass man auch mit strombetriebenen Bayern vollmundig saftigen Fahrspaß haben kann.

Von Beatrix Keckeis-Hiller

Amsterdam –Die nicht über die Maßen originellen Aufforderungen „Gib Gas, ich will Spaß!“ und „Gib Gummi!“ gewinnen eine neue Dimension. „Gib Strom!“ Damit muss man sich nicht hinten anstellen, wie einige rein auf Batterie-Antrieb konstruierte Automodelle schon bewiesen haben. BMW beweist das nun mit dem neuen i3 erst recht.

Er hält zwar aufgrund seiner Bauweise – fast so hoch wie breit, mit 1,578 mal 1,775 Metern auf 3,999 Metern Länge, garniert mit schmalen 155-mm-Rädern – mit der bekannten Münchner Sportlichkeit optisch hinter dem Berg. Auf diesem jedoch hat er mit Sicherheit die Nase vorn, dank vollmundigen 170 PS Leistung (und saftigen 250 Nm Drehmoment), die er nach Art des Hauses an die Hinterräder schickt. Was gut ist für eine Beschleunigung von null auf hundert in 7,2 Sekunden. Dabei hilft das relativ geringe Gewicht von ab 1195 Kilo (trocken), was der Carbon-/Leichtmetall-/Kunststoffbauweise zuzuschreiben ist, zum Ausgleich der Masse von Elektromotor und Akkus.

Die ersten knapp hundert Kilometer Testfahrt in und rund um die niederländische Metropole Amsterdam beweisen es: Die Bayern können es. Denn nach kurzer Eingewöhnungszeit geht der Umgang mit dem Elektriker fast ebenso selbstverständlich von der Hand wie mit allen anderen BMWs. Auch wenn der (Motoren-)Sound fehlt, Tempo und Befindlichkeiten auf einem rechteckigen Farbdisplay angezeigt werden, an der rechten Seite des Lenkrads ein nicht gerade zartes Hebelchen zum Wählen der beiden Fortbewegungsstufen (vor und zurück) herausragt und die Sitzposition nicht wie üblich tief integriert, sondern erhaben ist und sesselartig wirkt. Doch an den Basis-Zutaten der bayerisch interpretierten Fahrdynamik wie sportlich-straff abgestimmtes Fahrwerk und direkte, zielgenaue Lenkung sowie hoher und leichtfüßiger Agilität ändert das nichts. Die im Fahrzeugboden versenkten Akku-Einheiten tragen das Ihre zur Stabilitätsförderung bei. Die Bremsen betätigt man kaum: Vom-Gas-Gehen zieht ohnehin vehemente Verzögerung nach sich. Die dabei gewonnene Energie fließt in die Batterie. Und die Bremsbeläge werden geschont.

Die Verlockung, mit diesem Gesamtpaket permanent allen anderen den nicht vorhandenen Auspuff zu zeigen, ist angesichts der hohen i3-Leistungsbereitschaft groß. Die mögliche Reichweite von rund 160 Kilometern (im höchsten Vernunftfall bis zu 200) schrumpft dann allerdings schnell. Und so kommt es, dass selbst Bleifüße eine neue Art der Gelassenheit kennen lernen und die Herausforderung annehmen, mit homogener Fahrweise, sprich entspanntem urbanem Surfen möglichst weit zu kommen.

Zu seinen Fahrtalenten hat der Viersitzer ebenso praktische Seiten: Der Kofferraum nimmt 260 bis 1100 Liter Ladegut auf. An Serien-Zubehör offeriert BMW auch ein Ladekabel. In der Extra-Liste steht unter anderem eine Heimladestation (Wallbox). Aufpreispflichtig ist der volle Umfang dessen, was BMW unter „Connected Drive“ an web-basierten Diensten anbietet. Damit kann man dann nicht nur in der City, sondern auch im Internet surfen.

Der Basis-Preis für elektrisches Fahren im Zeichen des Propeller-Logos beträgt 35.700 Euro. Bestellt man den Range Extender – 650-ccm-Zweizylinder-Motorradmotor mit 34 PS, Tank mit neun Litern – dazu, bekommt man für die fälligen ab 40.400 Euro zwanzig Kilo mehr Gewicht und breitere Hinterreifen (175 mm) dazu. Und eine Gesamt-Reichweite von 340 Kilometern. Der offizielle Österreich-Marktstart des BMW i3 findet am 16. November statt.