Starker Euro und schwache Fracht bremsen Lufthansa-Konzern
Auf ihrem Sparkurs spürt die Lufthansa deutlichen Gegenwind. Im Sommer haben der starke Euro und die schwache Frachtnachfrage das Geschäft gebremst. Doch das Unternehmen sieht sich gut aufgestellt.
Köln/Schwechat/Basel - Der starke Euro und das überraschend schwache Frachtgeschäft haben die AUA-Mutter Lufthansa im Sommer auf ihrem Sparkurs gebremst. Das Konzernergebnis von Europas größter Fluggesellschaft lag nach neun Monaten mit 247 Mio. Euro nur noch bei etwas mehr als einem Drittel des Vorjahreswerts (697 Mio. Euro), wie das Unternehmen am Donnerstag in Frankfurt berichtete. Für das wichtige dritte Quartal verzeichnete die Lufthansa bei einem nahezu konstanten Umsatz von 8,3 Mrd. Euro einen Gewinneinbruch um 30 Prozent auf 451 Mio. Euro.
Beim Sparen sieht sich der DAX-Konzern weiter auf Kurs. Vor allem dank des Einsatzes der günstigeren Tochter Germanwings sei der Europa-Verkehr erstmals seit fünf Jahren wieder in den schwarzen Zahlen, hieß es. Auch die AUA flog bis Ende September einen höheren operativen Gewinn von 19,4 Mio. Euro ein, bereinigt um 10,3 Mio. Euro mehr als 2012. Bis Jahresende peilt die österreichische Airlinetochter einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag an. „Austrian Airlines ist wieder profitabel“, jubelte der scheidende Lufthansa-Konzernchef Christoph Franz. Es wäre das erste Mal seit 2007, dass die AUA auch ohne Sondereffekte einen Jahresgewinn schafft.
Die Kerngesellschaft Lufthansa Passage und die Schweizer AUA-Schwester Swiss flogen ebenfalls steigende Gewinne ein. Swiss steigerte den Gewinn in den ersten neun Monaten um 13 Prozent auf 209 Mio. Franken (169,27 Mio. Euro). Insgesamt verbessere das Sparprogramm „Score“ das Ergebnis in diesem Jahr um die geplanten 740 Mio. Euro, hieß es.
Zwischen Juli und September machte dem ganzen Konzern aber der starke Euro zu schaffen. Vor allem für japanische Kunden wurden Flugtickets immer teurer. In der Folge fielen die Durchschnittserlöse auf dem ohnehin hart umkämpften asiatischen Markt um fast 10 Prozent. „Gegenwind kann jederzeit aufkommen“, sagte Lufthansa-Finanzchefin Simone Menne, die auf der anderen Seite sinkende Spritpreise verbuchen kann.
Germanwings „zufriedenstellend“
Zur Billigsparte Germanwings nannte Menne erstmals Auslastungszahlen. In den drei Monaten seit der offiziellen Markteinführung der „neuen Germanwings“ habe die Auslastung bei 74,5 Prozent gelegen. Die Vorausbuchungen seien ebenfalls zufriedenstellend.
Die Frachtsparte lieferte für den Sommer hingegen überraschend rote Zahlen ab. Das operative Segmentergebnis von Lufthansa Cargo lag nach neun Monaten mehr als ein Drittel unter dem Vorjahresniveau, die geplante Gewinnsteigerung musste gestrichen werden. Für das Schlussquartal rechnet der Vorstand aber wieder mit mehr Geschäft und will die Frachtkapazität um sechs Prozent ausweiten. Der traditionelle Jahresschluss-Spurt starte nach aktueller Auftragslage früher als 2012.
Obwohl die IT-Tochter Lufthansa Systems ihr Ergebnis nach neun Monaten deutlich um mehr als 30 Prozent auf 17 Mio. Euro steigern konnte, hält das Management an seinem Plan fest, einen großen Teil der Tochter auszulagern und dafür einen IT-Partner zu suchen. Rund 1.300 Mitarbeiter - etwa jeder dritte Beschäftigte - sollen in das neue Unternehmen übergehen. Einen konkreten Verhandlungspartner gebe es aber noch nicht, sagte Menne.
Mit ihrem anspruchsvollen Sparprogramm und dem Konzernumbau sieht sich die Lufthansa zahlreichen Sondereinflüssen ausgesetzt, die den Sparerfolg zunächst verdeckten. Bereinigt um Restrukturierungskosten und Einmaleffekte habe man das operative Ergebnis in den ersten neun Monaten um 47 Prozent auf 859 Mio. Euro gesteigert, erklärte Konzernchef Franz. Für das Gesamtjahr rechne man bereinigt mit 900 Mio. bis 1 Mrd. Euro an operativem Gewinn, bestätigte er die Ankündigungen aus der Vorwoche. Die Börse reagierte aber erneut mit Kursverlusten auf die nun detaillierteren Lufthansa-Zahlen. (APA/dpa/Reuters)