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Heiliggrab-Bruderschaft unter Schutz der Unesco

Die Pfundser Heiliggrab-Bruderschaft und die Tradition des Enzners in Galtür wurden von der Unesco zum immateriellen Kulturerbe erhoben.

Von Matthias Reichle

Pfunds –In Pfunds gehören sie zum Osterfest wie der Gräberbesuch zu Allerheiligen oder der Christbaum zu Weihnachten: Am Karfreitag versammeln sich die 192 Mitglieder der Heiliggrab-Bruderschaft in der Liebfrauenkirche, um abwechselnd insgesamt 24 Stunden lang am Stück zu beten – es handelt sich um eine uralte Tradition, die bis auf das Jahr 1511 zurückgeht.

Dass der Brauch, der sich im November normalerweise im tiefen Winterschlaf befindet, ausgerechnet jetzt in aller Munde ist, hat einen höchst erfreulichen Grund.

Die Unesco hat die Gemeinschaft der Heiliggrab-Bruderschaft diesen Herbst nämlich in den Kreis der immateriellen Kulturerbe Österreichs aufgenommen. Neu dazugekommen ist dort auch das „Wissen um die Standorte, das Ernten und das Verarbeiten des punktierten Enzians“ – eine alte Galtürer Tradition.

Die Nachricht kam bereits vor einigen Wochen, freut sich Chronist Robert Klien. Unter immateriellem Kulturerbe verstehe man „lebendig gelebte Tradition und Kulturformen, die seit Generationen regional tief verwurzelt sowie in der Bevölkerung fest verankert sind und die unter einem besonderen Schutz stehen sollen“, führt er aus. Und das trifft gerade auf die Heiliggrab-Bruderschaft zu. Die gedeihe in den letzten Jahren besonders gut. Von jeher wird die begehrte Mitgliedschaft in einer der zwölf 16-köpfigen Bet­runden meistens innerhalb der Familie weitergegeben. In langen, dunkelblauen Mänteln treffen sich die Männer am Karfreitag um 15 Uhr in der Liebfrauenkirche zur ersten Betstunde vor dem kunstvollen Heiligen Grab. Am Karsamstag um 15 Uhr ist dann Schluss. Angeführt wird die Gruppe derzeit von Bruderschaftsmeister Bernd Thöni.

Dass der Brauch nun unter dem Schutz der Unesco steht, freut Klien. „Den ganzen Sommer bin ich auf Nadeln gesessen“, gesteht er. Auch weil das umfangreiche Ansuchen, das er mit seinem Sohn Robert Günter zusammengestellt hatte, sehr viel Arbeit war. Die offizielle Verleihung findet noch diesen November in Innsbruck statt. Gefeiert wird die positive Aufnahme durch die Unesco dann am Passionssonntag im kommenden Jahr – voraussichtlich mit einer großen Prozession.

Wie man ein Tal weiter – in Galtür – feiern wird, liegt auf der Hand. Mit einem kräftigen Schluck Enzner. Aus den Wurzeln der seltenen gepunkteten Art des Enzians wird seit dem 16. Jahrhundert der „Enzner“-Schnaps gebrannt. Eine hochprozentige Tradition, die nicht nur in Galtür eine treue Anhängerschar findet.

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