Wende gegen Wr. Neustadt, sonst …
Tristesse pur beim FC Wacker nach der bereits zwölf Spiele andauernden Sieglos-Serie – die ernüchternde 0:4-Pleite in Ried verschärfte die hartnäckige Herbst-Depression des Tiroler Fußball-Bundesligisten.
Von Wolfgang Müller
Innsbruck –Über 57 Prozent Ballbesitz, aber kein Torschuss – damit ist die 0:4-Pleite des FC Wacker Innsbruck in Ried auf den Punkt gebracht. Dass man in der Keine-Sorgen-Arena nicht so restlos begeistert war – Trainer Michael Angerschmid meinte nach dem Schlusspfiff, in dieser Saison schon „besser gespielt“ zu haben – sagt wohl auch sehr viel über das derzeitige Dilemma des FCW. Die Schwarzgrünen sind ein gern gesehener Gast und mittlerweile auch Gastgeber in der tipp3-Bundesliga, weil sie ein verlässlicher Punktelieferant sind und man ihnen nach dem Spiel mitleidig auf die Schulter klopfen kann: Gut mitgehalten, brav gekämpft, aber halt wieder einmal nichts geholt. Die Höchststrafe im Fußball und kein Ende in Sicht.
Seit zwölf Spielen sieglos, zuletzt drei Pleiten in Serie, seit 20 Spielen immer zumindest einen Treffer kassiert – Zahlen, die einem Abstiegskandidaten gerecht werden und sich in den Köpfen der Kicker verankert. Das Gastspiel der Tiroler in Ried war ein Spiegelbild der mentalen Verfassung. Am Feld ebenbürtig. Aber dort, wo im Fußball Zählbares zu holen ist, nämlich in den Strafräumen, harmlos und fehleranfällig. Ried-Goalie Thomas Gebauer war praktisch beschäftigungslos, während sich Szabolcs Sáfár, dessen lädierter Rücken heute genauer untersucht wird, und der eingewechselte Wolfgang Schober über Arbeitslosigkeit wahrlich nicht beschweren konnten.
„In der ersten Halbzeit kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Es klingt zwar blöd, aber da war das Spiel auf Augenhöhe. Nach dem 0:2 kurz nach der Halbzeit war Ried klar besser und das Spiel war erledigt“, analysierte Roland Kirchler die sechste Saisonpleite. Trotz der anhaltenden Negativserie denkt der Wacker-Coach an keinen Systemwechsel: „Wir werden die Flinte jetzt nicht ins Korn werfen, werden allerdings auch nichts mit der Brechstange versuchen, denn das ist nicht meine Art, Fußball zu spielen. Ich will mitspielen – wie auch in Ried, auch wenn es diesen Ausgang nahm.“
Was im nächsten Heimspiel am kommenden Samstag angesagt ist, weiß Kirchler: „Gegen Wiener Neustadt muss ein Dreier her, sonst wird es dunkel.“
Roman Wallner stand an vorderster Wacker-Front wieder einmal auf verlorenem Posten. Dementsprechend konsterniert fasste er die Rieder Watsch’n in Worte: „Wir waren eigentlich nie richtig gefährlich. Wie man Angriffe herausspielt und abschließt, hat uns Ried demonstriert. Da sollten wir uns eine Scheibe abschneiden.“ Das Rezept zur Wende? „Es ist eine schwierige Situation. Bei uns muss sich was ändern. Ich spiele schon länger Fußball und weiß, dass sich da schnell was ändern kann, doch dafür muss man auch was tun.“ Heißt im Klartext, mit Hängen und Würgen endlich auch einmal etwas zu erzwingen, und nicht nur lauwarm mit- bzw. dagegenzuhalten.