Die Bildhauer der eigenen Körper
Das Stählen des Körpers, besser bekannt als Bodybuilden, war lange nicht mehr so präsent im Land. Dabei mangelt es nicht an Erfolgen, zum reaktivierten SpeedFit-Team Tirol zählt immerhin auch ein Weltmeister.
Von Adrian Stöckl
Innsbruck –Nicht in jedem schlummert ein kleiner „Arnie“: „Bodybuilding ist individuell ausgelegt“, erklärt SpeedFit-Fitnessstudiobetreiber Rudolf Winkler. „Jeder Mensch hat seine natürlichen, genetischen Grenzen.“
Um diese auszuloten, reaktivierte der Innsbrucker vor einem Jahr das SpeedFit-Team Tirol. Innerhalb kurzer Zeit zeigten gleich mehrere „Kraftlackln“ stark auf: Neben Wolfgang Aigner, ehemals Weltrekordhalter im Steinheben auf Stiegen, geben sich mittlerweile 15 hoffnungsvolle Mitglieder die „Hantel“ in die Hand. Doch was braucht es, um in die Fußstapfen eines Arnold Schwarzenegger zu treten?
„Man muss den Sport leben“, kommt es unisono aus fünf Bodybuilder-Kehlen. „Es ist ein Lebensstil“, weiß etwa Urgestein Wolfgang Aigner. Wolle man etwas erreichen, so müsse man dafür leben. „Selbstdisziplin ist das A und O. Das hilft einem nicht nur im Sport, sondern auch im Leben“, fährt er fort. Der Fitnesstrainer eines Nobelhotels weiß, wovon er spricht. Selbst nach 39 Jahren Bodybuilden hätte er keinerlei gesundheitliche Beschwerden.
Ein kleiner Ausrutscher in der Ernährung reicht, schon leisten die Muskeln nicht mehr das Gewohnte. „Das eine Mal schlägt eine Diät super an, das andere Mal nicht. Es gibt keine Zauberformel für eine Wettkampfvorbereitung“, weiß auch Weltmeister Thomas Sprenger.
Je näher ein Ereignis rückt, umso gereizter wird der Bodybuilderkörper. Durch die Reduktion der Kohlehydrate (zur Definition der Muskeln, Anm.) wachse das körperliche Unbehagen. „Dem Körper geht etwas ab“, erklärt Sprenger. Humorvoller Nachsatz: „Hut ab vor der Partnerin in solchen Phasen.“ Überhaupt sei die Frau an der Seite unentbehrlich. Gerade in solchen Momenten brauche man Unterstützung.
Über Doping spricht indes keiner gern, das Thema haftet dem Sport traditionell an. „Bei uns gibt es kein Doping. Wir machen das durch Training und Ernährung“, versichert Winkler. Zwischen zehn und 15 Stunden wöchentliches Training stecken hinter Muskelbergen, wie seine Schützlinge sie haben. Ihre Hausaufgaben: Zehn Sätze mit 15 Wiederholungen à 100 kg müssen bewegt werden, um ein Brusttraining zu absolvieren.
In der Wettkampfvorbereitung verdrücken die Sportler täglich ein Kilogramm Reis und ein weiteres an Putenfleisch. Ergibt sechs bis sieben Mahlzeiten am Tag: „Daher laufen auch alle mit einem Tupperware herum. Im Restaurant wäre es zu kostspielig“, schmunzelt Winkler, um anzufügen: „Die Ernährung macht 70 Prozent vom Ergebnis aus.“ Und ein paar Prozent wohl auch die Bräunungscreme: Wer will auf dem Podium schon blass aussehen?