Wirtschaftspolitik

Japans Exporte gestiegen, schwacher Yen hat Schattenseiten

Der schwache Yen und eine weltweit höhere Nachfrage kurbeln den japanischen Außenhandel an. Vor allem japanische Autos waren bei Kunden in China oder den USA gefragt. Wegen der schwachen Landeswährung konnten Konzerne wie Toyota oder Honda ihre Modelle günstiger an den Käufer bringen.

Tokio - Insgesamt verkauften die japanischen Firmen im November 18,4 Prozent mehr ins Ausland als im Vorjahr, wie das Finanzministerium in Tokio am Mittwoch mitteilte. Das war bereits das neunte Plus in Folge. „Die Nachfrage aus Asien half den japanischen Exporten“, sagte Takeshi Minami, Chefvolkswirt beim Forschungsinstitut Norinchukin. „Es sind sehr positive Zahlen, auch wenn das Tempo nicht noch weiter anziehen wird, weil die weltweite Erholung fragil bleibt.“

Die japanischen Konzerne profitierten zudem vom Ende eines Boykotts in China: 2012 brachen die Ausfuhren in die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft im Zuge eines Streits um unbewohnte Inseln im Ostchinesischen Meer ein. Zeitweise haben sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern gebessert. Allerdings ist der Konflikt zuletzt wieder hochgekocht, nachdem China eine Luftverteidigungszone über den umstrittenen Inseln eingerichtet hatte.

Schwacher Yen verteuert Einfuhren

Allerdings zeigt der schwache Yen zunehmend auch seine Schattenseiten für die japanische Wirtschaft: Er verteuert die Einfuhren. Die Importe schnellten mit 21,1 Prozent noch stärker in die Höhe als die Ausfuhren, die Folge ist ein Außenhandelsdefizit von 1,3 Bill. Yen (9,2 Mrd. Euro). Dabei spielt eine Rolle, dass in Japan seit der Atomkatastrophe von Fukushima 2011 die Nuklearkraftwerke des Landes außer Betrieb sind. Das Land ist daher auf die Einfuhr von Kohle und Rohöl angewiesen, um Strom zu erzeugen. Eine schwache Landeswährung verteuert Einkäufe im Ausland. Es ist bereits der 17. Monat in Folge, in dem die Handelsbilanz im Minus ist - das hat es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.

Dazu kommen vermehrte Einfuhren von Konsumgütern vor der geplanten Erhöhung der Mehrwertsteuer im April. „Wir werden so lange einen Fehlbetrag sehen, bis die Atomkraftwerke wieder ans Netz kommen und die weltweite Erholung schlagartig an Stärke gewinnt - beides ist in nächster Zeit unwahrscheinlich“, sagte Analyst Minami.

Die negative Handelsbilanz war im Sommerquartal der wichtigste Grund, warum das Wachstum in Japan geringer ausfiel. Allerdings kommen der Notenbank höhere Preise für die Einfuhren wohl nicht ungelegen: Sie kämpft derzeit darum, die seit Jahrzehnten lähmende Deflation zu überwinden, und dürfte deswegen um jeden Preisanstieg froh sein. (APA/Reuters)