Justiz und Kriminalität

Anschlag und Besetzung von Telekommunikationsfirma in Libyen

Während im Osten des Landes ein Attentäter für Tote und Verletzte sorgte, besetzten Bewaffnete in der Hauptstadt den größten Telekommunikationskonzern.

Benghazi – Bei einem Anschlag im Osten Libyens sind in der Nacht auf Sonntag mindestens sieben Menschen getötet worden. Acht weitere Menschen wurden verletzt, als ein Attentäter ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug in einen Kontrollposten der Sicherheitskräfte rund 50 Kilometer außerhalb der Küstenstadt Benghazi steuerte, sagte ein Polizist. Die Opferzahl dürfte sich noch erhöhen.

Auch mehrere Zivilisten, die an dem Posten kontrolliert wurden, seien unter den Opfern, hieß es. Der Kommandant des Kontrollpostens sagte, seine Einheit habe Ende November vier Männer festgenommen im Besitz von Waffen, Geld, Sprengstoff und einer Liste mit Menschen, die ermordet werden sollten.

Bei der Überstellung der Männer nach Benghazi sei ihr Konvoi angegriffen worden, wobei drei Soldaten getötet und drei weitere verletzt worden seien. Seitdem habe der Kontrollposten wiederholt Drohungen erhalten, sagte der Kommandant

Immer wieder Angriffe

Der Osten Libyens ist seit dem Ende des blutigen Bürgerkriegs vor zwei Jahren nicht zur Ruhe gekommen. Die Region um die Stadt Benghazi war im Frühjahr 2011 Ausgangspunkt des Aufstands gegen den langjährigen Machthaber Muammar al-Gaddafi, der schließlich zu seinem Sturz und Tod führte.

Viele der früheren Rebellenmilizen weigern sich seitdem, ihre Waffen niederzulegen. Fast täglich gibt es Angriffe auf Militär, Polizei, Justiz und Regierung. Erst am Freitag wurde der Leiter des Militärgeheimdiensts von Benghazi auf offener Straße erschossen.

Bewaffnete besetzten Telekommunikationsfirma

Nach der Besetzung des Sitzes von Libyens größtem Telekommunikationskonzern ist im Süden und Westen des Landes für acht Stunden das Internet ausgefallen. Mit Messern bewaffnete Demonstranten hätten am Samstag das Hauptquartier der Firma LTT in der Hauptstadt Tripolis gestürmt, wie LTT-Sprecher Mourad Bilal sagte. Die Mitarbeiter seien gezwungen worden, das Internet auszuschalten.

Einige Stunden später konnte die Libysche Telekom und Technologie (LTT) mittels eines „Plan B“ das Netz wiederherstellen. Nach Angaben des Sprechers forderten die Demonstranten den Rücktritt von Ministerpräsident Ali Zeidan.

Außerdem kritisierten die Bewaffneten die Besetzung wichtiger Ölterminals im Osten des Landes durch örtliche Sicherheitskräfte, mit der diese ihre Forderung nach Autonomie für den Osten Libyens durchsetzen wollen. Infolge der seit Monaten andauernden Blockade ist die libysche Ölproduktion von knapp 1,5 Millionen Barrel pro Tag auf nur 250.000 Barrel gesunken. Für Libyen ist der Ölexport die wichtigste Einnahmequelle. (APA/AFP)

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