Stadt-SPÖ aus zehnjährigem Winterschlaf erwacht
Zehn Jahre war es ruhig um die Landecker SPÖ-Stadtpartei. Am Wochenende wurde nun ein neuer Chef gewählt: Manfred Jenewein.
Von Matthias Reichle
Landeck –Der Vorstand stammte noch aus dem letzten Jahrtausend – 1999, vor 15 Jahren also, hatte die Jahreshauptversammlung der SPÖ-Stadtpartei Landeck zum letzten Mal ihr Führungsgremium gewählt. Damals wies der Erfolg noch steil nach oben: Bei den Gemeinderatswahlen 1998 war es den „Roten“ nicht nur gelungen, die Sitze im Stadtparlament von acht auf neun auszubauen. Auch der Stadtchef stammte erstmals aus den Reihen der SPÖ: 55 Prozent stimmten für den 2012 tödlich verunglückten Bürgermeister Bertl Stenico.
Am Wochenende lud der Landecker Stadtparteiobmann Manfred Weiskopf nun erneut zu einer Jahreshauptversammlung – und holte die Organisation damit aus einem sehr langen Winterschlaf. Aus mehreren Gründen: Nach dem Tod Stenicos vor rund eineinhalb Jahren wurde die Position des Stadtparteiobmanns nicht neu gewählt – als Chef rückte dessen Vize Weiskopf nach. Es hatte in zehn Jahren auch keine ordentliche Jahreshauptversammlung mehr gegeben – die letzte 2004.
Die Tätigkeitsbilanz spiegelte sich in den Finanzen wider – was eine relativ kurze Kassaprüfung zur Folge hatte. Am Konto liegen 1328,68 Euro, die letzte Ausgabe war eine Bewirtungsrechnung über 36 Euro 2004. Danach sind nur mehr rund 40 Euro Zinsen dazugekommen.
Das Finanzielle sei über das Konto der Fraktion im Gemeinderat abgewickelt worden, betonte der Landecker SP-Vizebürgermeister Manfred Jenewein. Dort liefen über viele Jahre die Fäden der SPÖ in Landeck zusammen. „Alles war auf eine Person zugespitzt“: Bertl Stenico. Es appellierte nun an die Mitglieder, die Zukunft der SPÖ auf viele Schultern zu verteilen. „Das Ziel ist, in zwei Jahren mit einer schlagkräftigen Mannschaft in die Wahl zu gehen.“
Einigkeit demonstrierte man dann beim Wahlgang: Jenewein wurde zum neuen Obmann gewählt. Roswitha Tollinger, Marco Lettenbichler (ein neues Gesicht) sowie Mathias Niederbacher zu Stellvertretern bestimmt. Richard Reinalter übernimmt das Amt des Kassiers und Günther Stürz das des Schriftführers. Manfred Weiskopf hat die Funktion eines Organisators.
„Wir haben alle Höhen und Tiefen mitgemacht“, zog Jenewein Bilanz. Der Höhepunkt war wohl die Wahl 2004. Die „Roten“ erreichten damals trotz zahlreicher Anfeindungen die Absolute mit zwölf Sitzen, 69,81 Prozent stimmten für Stenico als Bürgermeister. Der ehemalige Landecker Vizebürgermeister Manfred Weiskopf nahm die Versammlung zum Anlass, auf die großen Verdienste Stenicos hinzuweisen, mit der er das Gesicht der Stadt positiv verändert habe.
„Wir haben eine schwierige Zeit durchgemacht“, betonte Jenewein – und erinnerte auch an die vielen Rücktritte der letzten Jahre. „Die Geschichte um Kulturstadträtin Eva Lunger war der Höhepunkt von Stadtpolitik im negativen Sinn. Dass jemand gezwungen wird, seinen Job aufzugeben, das vergisst man in seiner politischen Laufbahn nicht so schnell.“ Er sei aber stolz auf die jetzige Fraktion, der er seit 2010 vorsteht: „Wir sind jünger und weiblicher geworden.“
Auch seine Niederlage bei der Bürgermeisterwahl sprach Jenewein an. Er sei ein „nicht ganz massentauglicher Kandidat gewesen“. Der Wahlausgang war „kurzfristig sehr enttäuschend“.
„Ich bin der Überzeugung, dass sich Landeck die Gelegenheit entgehen hat lassen, einen hervorragenden Mann zum Bürgermeister zu wählen“, betonte der SPÖ-Grandseigneur Walter Guggenberger in seiner Rede. „Wir haben den Besten nicht durchgebracht“, betonte auch SPÖ-Bezirksobmann Hans-Peter Bock. „In der Politik ist es oft so, dass nicht der Gescheiteste und Klügste gewinnt.“ Bock nahm auch zur Situation der Landespartei Stellung: Es sollten alle Bezirke ihre Vertretung haben. Und es sei nicht verwunderlich, dass die Unterländer jetzt aufstehen. Da habe er Verständnis.