Web und Tech

Vom Tagebuch zum 50.000-Euro-Blog

Sie schreiben über Essen, Reisen und den perfekten Werkzeugkasten – Blogger verdienen mit ihren Websites inzwischen richtig gut. Der Erfolgsfaktor: klein anfangen und erst einmal nicht ans Geld denken.

Von Matthias Christler

Innsbruck –Einer der erfolgreichsten Blogger der Welt nimmt pro Monat um die 50.000 Euro ein. Behauptet er. Von solchen Dimensionen wagen der Deutsche Peer Wandiger und die Wahlinnsbruckerin Lea Hajner nicht einmal zu träumen. Er ist Profi und baut derzeit für einen Online-Marketing-Wettkampf (www.nischenseiten-guide.de) einen Blog über „Werkzeugkoffer – Infos, Tests & Empfehlungen“ auf. Sie geht ihrer Leidenschaft Reisen auf „Escape Town“ (www.escape-town.com) nach und bloggte zuletzt über die Skirundtour Sella Ronda in Süd­tirol. Wer der 50.000-Euro-Blogger ist, dazu später ...

Bloggen – Tipps

Idee. „Eine interessante Nische und ein persönlicher Zugang machen viel aus“, sagt Reise-Bloggerin Lea Hajne­r. Je spezifischer das Thema, umso leichter sei es auch, bei einer Google-Suche hoch gerankt zu werden.

Gestaltung. Peer Wandiger empfiehlt für Einsteiger die kostenlose Software „Wordpress“. Sie ist einfach zu bedienen und es lassen sich ansprechend­e Seiten damit gestalten.

Netzwerk. Wer bloggt, will natürlich auch gelesen werden. Hajner nutzt Google, Facebook, Instagram und Twitter, um Leser auf ihre Seite „Escape Town“ zu holen.

Regelmäßig. Manche bloggen täglich, andere wöchentlich, Hauptsache regelmäßig. „Wichtig ist, voll dabei zu sein, einen guten Content zu produzieren und die Leser auch visuell anzusprechen“, so das Erfolgsrezept von Lea Hajner. „Blogs erzählen subjektive Geschichten. Die Leser identifizieren sich sehr schnell mit Bloggern und kommen genau deswegen immer wieder auf die Seite.“

Eigentlich war das „Online-Tagebuch“ zu Anfang ja nicht als Einnahmequelle gedacht. Der kommerzielle Aspekt kam mit Google. Die Suchmaschine ist das Um und Auf für einen finanziell erfolgreichen Blog. Wer „Werkzeugkoffer“ und „Infos“ eingibt, der sieht an erster Stelle die Seite von Peer Wandiger. „Die meisten Google-Nutzer schauen nicht über die erste Seite hinaus“, weiß er. Die einfachste Möglichkeit, Geld zu verdienen, bietet Google gleich mit an. Mit „GoogleAdSense“ werden selbstständig passende Werbungen auf dem Blog geschaltet. Mit der Werkzeugkoffer-Seite biete es sich zudem an, erklärt Wandiger, dass man Partner eines passenden Online-Shops werde und Links auf dem Blog platziere. „Wenn dann jemand über meinen Blog auf den Online-Shop geht und dort etwas kauft, bekommt man etwa fünf bis sechs Prozent Provision“, rechnet er vor.

Eine weitere Möglichkeit ergibt sich durch direkte Produkt-Empfehlungen, genannt „Affiliat­e Marketing“. Für Wandiger summieren sich mit all seinen Blogs die Einnahmen monatlich auf einige Tausend Euro. Je mehr Besuche auf der Seite, desto höher die Einnahmen. Nach den ersten sechs Wochen der Online-Marketing-Challenge hat er täglich an die 100 Besucher auf der Seite und verdient schon die ersten Euro damit. Mehrere Hundert Euro pro Monat dürften es am Ende des Wettkampfs nach 13 Wochen sein. Noch gibt es wenig­e Seiten über Werkzeug­koffer, doch das könnte sich mit dem Erfolg bald ändern. „Aber es gibt immer wieder neue Nischen, die sich auftun und über die man bloggen kann.“

Etablierte Blogger wie Wandiger und Hajner sind in ihrer Szene bekannt und verkaufen auch selbst geschriebene Artikel. Für Hajner besonders wichtig, denn sie hält ihren Blog „Escape Town“ möglichst werbefrei und verzichtet auf Werbe-Banner: „Geld verdiene ich zusätzlich mit Kampagnen für Tourismusdestination oder Unternehmen und Beratungsaufträgen. Als Blogger sammelt man sehr viel Erfahrung, die in PR-Agenturen oder bei Unternehmen oft bitter fehlt“, sagt die 28-Jährige. Sie hatte und hat Aufträge von Deutschland Tourismus, Lufthansa, und derzeit schreibt sie regelmäßig für den neuen Blog der Stadt Innsbruck.

In Blogger-Kreisen wird in dieser Hinsicht immer öfter diskutiert, in welche Abhängig­keit man sich begeben darf. Kann man über ein Produkt objektiv schreiben, wenn man von den Werbe-Einnahmen abhängig ist? Oder über eine Reise, die von einer Tourismus-Region bezahlt wurde?

Denn, und das ist ein Phänomen im Netz, einem Blog vertrauen Internet-Nutzer im Grunde mehr als anderen Medien. Der Blogger zeigt sein Gesicht und ist stets angreifbar für seine Geschichten. Hajner kennzeichnet deshalb ihre „gesponserten Artikel“ freiwilli­g nach dem Reiseblogger-Kode­x, der von ihr und weiteren Blogger­n erarbeitet wurde. „Das Reiseblogger-Kollekti­v hat den Kodex aufgestellt, um der Branche zu helfen, Standards zwischen Industrie und Bloggern zu setzen.“

Und 50.000 Euro, fraglich, ob das mit so einem Ethos zu erreichen ist. Das Thema des erfolgreiche­n Blogs des 30-jährigen Kaliforniers Pat Flynn spricht jedenfalls Bänd­e. Er bloggt auf smartpassive­income.com schlicht und einfach darübe­r, wie man im Internet leicht, schnell und viel Geld verdient.

Im Netz: der Marketing-Wettkampf auf www.nischenseiten-guide.de und Lea Hajners Blog www.escape-town.com

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