EU-Wahl - Quereinsteiger haben immer Saison
Wien (APA) - Österreichs Parteien haben bei Europawahlen immer wieder auf Quereinsteiger gesetzt. Zufrieden konnte etwa die ÖVP mit Ex-ORF-M...
Wien (APA) - Österreichs Parteien haben bei Europawahlen immer wieder auf Quereinsteiger gesetzt. Zufrieden konnte etwa die ÖVP mit Ex-ORF-Moderatorin Ursula Stenzel und - zu Beginn - mit Kaiserenkel Karl Habsburg-Lothringen sein. Auch Grüne und FPÖ versuchten mit Promis zu punkten. Wenig Glück war der SPÖ mit Hans-Peter Martin beschieden. Mit Eugen Freund wagt die Partei nun einen neuerlichen Versuch.
Bei der ersten Europawahl mit österreichischer Beteiligung schickte die ÖVP 1996 Stenzel und Habsburg ins Rennen, was ihr einen historischen Erfolg einbrachte: Erstmals seit dreißig Jahren kam die ÖVP bei einer Bundeswahl auf Platz eins, Stenzel wurde Vorzugsstimmensiegerin und in der Folge ÖVP Delegationsleiterin. Noch zwei Mal trat sie bei EU-Wahlen an, bis sie sich 2005 in die Wiener Kommunalpolitik verabschiedete.
Karl Habsburg-Lothringen wurde dagegen 1999 von der ÖVP wegen der World-Vision-Spendenaffäre nicht mehr aufgestellt. Mit der vom Adeligen Carl Albrecht Waldstein eigens gegründeten „Christlich Sozialen Allianz“ (CSA) war dem Kaiserenkel der Wiedereinzug nicht beschieden.
Die SPÖ ging 1999 mit dem Buchautor („Die Globalisierungsfalle“) und Journalisten Hans-Peter Martin in die EU-Wahl. Die Sozialdemokraten gewannen zwar, bald begann aber der große Krach, der sich gleich zu Beginn am Streit um die Delegationsleitung entzündete. Nach jahrelangen internen Querelen wurde Martin zu guter Letzt sogar aus der Fraktion der Europäischen Sozialdemokraten ausgeschlossen.
Mit seiner eigenen Liste schaffte Martin 2004 und 2009 den Wiedereinzug, als „Aufdecker“ Brüsseler Privilegien massiv von der „Kronen Zeitung“ unterstützt. Seiner Weggefährten ging er dabei wiederholt verlustig; darunter Karin Resetarits, mit ihrem ORF-Hintergrund ebenfalls eine Quereinsteigerin. Heuer tritt er nicht mehr an. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Martin wegen des Verdachts auf schweren Betrug, Untreue und Förderungsmissbrauch bei der Rückerstattung von Wahlkampfkosten.
Mit dem 63-jährigen ORF-Pensionisten Eugen Freund startet die SPÖ nun einen weiteren Quereinsteiger-Versuch. Reibungslos verlief sein Start als Spitzenkandidat nicht: Wissenslücken offenbarte er in Interviews etwa beim Arbeiter-Durchschnittsgehalt und bei den Standorten des EU-Parlaments. Er hätte sich mehr Zeit für die neue Rolle nehmen müssen, auch die Gegnerschaft seiner journalistischen Ex-Kollegen habe er unterschätzt, räumte er ein.
Auch die FPÖ stellte in der Vergangenheit gerne Journalisten auf. So war etwa Hans Kronberger, als ORF-Journalist durch die Sendung „Argumente“ populär, acht Jahre lang auf ihrem Ticket im EU-Parlament. Mit dem jüdischen Autor und Journalisten Peter Sichrovsky konnte die FPÖ einen weiteren Quereinsteiger für sich verbuchen. 2003 trat er gemeinsam mit EU-Mandatar Gerhard Hager, der aus dem Richterberuf in die Politik gewechselt war, aus der FPÖ aus. Auch hier war Knittelfeld der Anlass.
Mit einer Schauspielerin versuchten es 1999 die Grünen. Mercedes Echerer - auch als Präsentatorin der ORF-Kunststücke bekannt - wurde als Überraschungskandidatin präsentiert und verschaffte der Partei ein zweites Mandat im Europaparlament. Noch einmal antreten wollte sie 2004 unter Verweis auf Beruf und Familie nicht mehr.