Job- und Geldsorgen trüben Zuversicht
Wirtschaftsbarometer: Die Grundstimmung der Tiroler ist gut, aber weit weg von Euphorie. Die Sorgen um den Arbeitsmarkt sind groß. Jeder Zweite geht sparsamer mit Geld um, jeder Dritte kann sich weniger leisten als 2013.
Von Wolfgang Lehner (OÖN) und Nina Werlberger
Innsbruck, Linz –„Die Grundstimmung ist positiv, aber weit weg von Euphorie.“ So kommentiert der Leiter der Spectra Marktforschung Linz, Peter Bruckmüller, die Ergebnisse des Wirtschaftsbarometers für das erste Quartal 2014. Bruckmüller erhebt mit seinem Team jedes Quartal für die Oberösterreichischen Nachrichten und die Bundesländerzeitungen, wie die österreichische Bevölkerung die wirtschaftliche Lage allgemein und für sich persönlich sieht.
Dabei gab es etwa beim Konsumklima (Sparneigung) keine Veränderung zum Jahresende 2013. „Damit stellt sich einmal mehr die Frage: Wann geht es wieder aufwärts?“, sagt Bruckmüller: „Mittlerweile gehen wir in das vierte Jahr der Finanz- und Vertrauenskrise.“ Das Konsumklima sei zwar deutlich besser als in den Krisenjahren 2008 und 2009, „aber eben nicht auf sehr zufriedenstellendem Niveau“.
Auch der Wirtschaftsoptimismus zeigt keine Veränderung. „Die abwartende Haltung der Österreicher ist prolongiert“, sagt der Marktforscher. Die in Aussicht gestellte konjunkturelle Aufhellung ist für die Menschen nicht spürbar. „Frei nach Goethes Faust: Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“, bemerkt Bruckmüller. Der Grund dürfte sein: die unerfreuliche Lage am Arbeitsmarkt. Jede zweite Österreicher bzw. Tiroler erwartet, dass die Arbeitslosigkeit heuer zunehmen wird, jeder Dritte, dass sie gleich bleiben dürfte.
In Tirol ist die Stimmung nur ein wenig anders als im übrigen Österreich. Von den 1000 persönlich Befragten waren dieses Mal 247 Tiroler – damit ist das Bild für das Bundesland zwar nicht repräsentativ, aber eine Tendenz ist durchaus sichtbar. Auffällig ist: Die Tiroler lassen sich von Krisenmeldungen die gute Grundstimmung offenbar nicht verderben. Auf die Eingangsfrage, wie sie im Sinne eines Wetterberichts ihre derzeitige Stimmung beschreiben würden, antworteten 43 Prozent mit „strahlend blauer Himmel“ (bundesweit: 17 Prozent). „Sonnig“ ist es immer noch bei 41 Prozent der Tiroler. Lediglich über 16 Prozent ziehen im übertragenen Sinne mehr oder weniger starke Wolken hinweg (Österreich: 33 Prozent). Regen ergießt sich in der Umfrage gar über keinen Landsmann. Werden die Tiroler allerdings nach den harten Fakten ihres wirtschaftlichen Daseins gefragt, antworteten sie weniger euphorisch.
Mehr als jeder Zweite (53 Prozent) gab an, derzeit sparsamer mit Geld umzugehen als sonst. Bundesweit tun das 47 Prozent. Allerdings ist auch die Zahl derer, die sich nicht einschränken, mit 28 Prozent größer als im Österreich-Vergleich (22 Prozent). Jeder fünfte Tiroler sagt „teils, teils“.
Was ihre Erwartung für die Wirtschaftsentwicklung angeht, sind die Tiroler eher pessimistischer als andere Österreicher. 39 Prozent sagen, dass es „eher abwärts“ gehen werde (Österreich: 29 Prozent). Jeder Dritte erwartet, dass sich im Wesentlichen nichts ändert, während das bundesweit jeder Zweite glaubt. Dass es „eher aufwärts“ gehen wird, glaubt nur jeder fünfte Tiroler.
Trotzdem: Insgesamt überwiegt doch die Zuversicht, wenn die Tiroler in die nähere Zukunft blicken. Sechs von zehn sagen, dass sie den kommenden 12 Monaten zuversichtlich entgegensehen – gleich viele wie im Bundesschnitt. 19 Prozent der Tiroler machen sich hingegen Sorgen, österreichweit sind es mit 30 Prozent deutlich mehr.
Im eigenen Geldbörsl klimpert es für viele Tiroler jedoch aktuell merklich leiser als noch vor einem Jahr. 34 Prozent geben an, sich weniger leisten zu können als noch im Vorjahr. Bundesweit sagen das 38 Prozent. Vier von zehn Tirolern können sich gleich viel kaufen, österreichweit behauptet das jeder Zweite. Mehr leisten kann sich heuer hingegen jeder fünfte Tiroler, während das bundesweit nicht einmal jeder Zehnte von sich sagen kann.