Eine vorbildliche Ausstellung: MAK blickt zurück und in die Zukunft

Wien (APA) - Zum 150. Geburtstag versucht das Museum für angewandte Kunst (MAK) sich die Geschichte gegenwärtig zu machen. In der ersten von...

Wien (APA) - Zum 150. Geburtstag versucht das Museum für angewandte Kunst (MAK) sich die Geschichte gegenwärtig zu machen. In der ersten von zwei Jubiläumsausstellungen, die ab morgen (Mittwoch) bis 5. Oktober zu sehen ist, stellen neun Experten ihre Vorbilder vor und diese ausgewählten Objekten der Vergangenheit und Gegenwart gegenüber - um damit in die Zukunft zu blicken. Ein inspirierender Parcours.

Auch wenn bei der Presseführung am Vormittag noch eifrig gearbeitet wurde und mit der Google-Brille auch noch ein nicht unwesentliches Element der Schau im Zoll festhängt, die unterschiedlichen Positionen der eingeladenen Designpersönlichkeiten - vom Grafiker Stefan Sagmeister bis hin zur Fashiontechnologin Sabine Seymour, vom Designduo Dunne & Raby bis hin zur Forscherin Gesche Joost - befruchteten sich trotz (oder gerade aufgrund) der unterschiedlichen Herangehensweisen im Nu.

Da begrüßt einen ein roter Jaguar E-Type aus den 1960er Jahren, den Sagmeister mitgebracht hat und u.a. dem 3D-gedruckten Sofa „Random Pak Twin“ gegenübergestellt hat, dort das Ein-Quadratmeter-Haus des Hartz IV-Möbeldesigners Le Van Bo, das Joost mit einer Auswahl von Open-Source-Praktiken und -Plattformen konfrontiert. Wo ein Objekt von der Schönheit der größtmöglichen Freiheit erzählt, verweist das andere auf den Zynismus der erzwungenen Beschränkung.

So dicht die Schau „Vorbilder“ gebaut ist, so weit sind die Assoziationsräume, die sich beim Gang durch die von hängenden schwarzen Kunststoffwänden getrennten Ausstellungsbereiche ergeben. Als verbindendes Element dienen nicht zuletzt Möbeltransportwägen, die mit Luftpolster ausgestattet sind und einladen, sich die Experten in interdisziplinären Gesprächen mit Philosophen, Wissenschaften oder Künstlern auf eigens angebrachten Monitoren zu Gemüte zu führen.

Jede Zeit müsse für sich selbst definieren, was vorbildlich sei, sagte MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein eingangs - und beantwortete sich die Frage, ob ein Museum für angewandte Kunst überhaupt vorbildlich sein solle, gleich selbst mit „ja“. Es gehe nicht darum, die Idole auf Podesten zu platzieren, sondern vielmehr in der Auseinandersetzung sowohl den historischen Blick als auch dessen Neubewertung aus heutiger Sicht zuzulassen.

Als Kuratoren für die Schau lud er die beiden Mitbegründer der Vienna Design Week, Tulga Beyerle und MAK-Kustode Thomas Geisler, ein, sich durch die vergangenen 150 Jahre des Museums zu arbeiten. „Es war ein Dialog“, fasste Beyerle schließlich die Arbeit mit dem MAK, den Designpersönlichkeiten und deren Gesprächspartnerinnen zusammen. „Wir haben Beziehungsarbeit geleistet“, ergänzte Geisler, „und Bezüge zu den Objekten im Haus hergestellt.“

Dass zahlreiche der 56 Vorbilder von einst und der 56 Vorbilder von heute nicht aus der Sammlung kommen, dürfe man auch als „Wunschliste“ verstehen - was Thun-Hohenstein auch durchaus so zur Kenntnis nahm. Zeitgleich verweist im Übrigen die parallele Schau „Nachbilder“ aus der Kunstblättersammlung auf frühere Ausstellungsdesigns im Haus und ermöglicht das Museum auf seiner Webseite eine Fortsetzung des Vorbilder-/Nachbilder-Dialogs. Ab 10. Dezember werden dann in der zweiten Jubiläumsausstellung „Wege der Moderne“ ausgeleuchtet und „Josef Hoffmann, Adolf Loos und die Folgen“ behandelt.

(S E R V I C E - „Vorbilder. 150 Jahre MAK: Vom Kunstgewerbe zum Design“ und „Nachbilder. 150 Jahre MAK: Ausstellungen im Bild“, jeweils 11. Juni bis 5. Oktober, Di 10-22 Uhr, Mi-So 10-18 Uhr im MAK, Stubenring 5, 1010 Wien, www.mak.at)

(B I L D A V I S O - Bilder zu den Ausstellungen sind unter www.mak.at/presse downloadbar.)