Fußball-WM: Kroatien will unter Trainer-Novize Kovac wieder glänzen

Sao Paulo (APA) - Kroatiens größten Erfolg verpasste Niko Kovac. Als die Fußball-Nationalelf bei der WM 1998 über Platz drei jubelte, musste...

Sao Paulo (APA) - Kroatiens größten Erfolg verpasste Niko Kovac. Als die Fußball-Nationalelf bei der WM 1998 über Platz drei jubelte, musste der gebürtige Berliner verletzungsbedingt zuschauen. Als Trainer will er in Brasilien nun über die Statistenrolle hinauskommen. Die erste Chance dafür ergibt sich gleich zum WM-Auftakt: Am Donnerstag soll in Sao Paulo der Gastgeber und Favorit Brasilien geärgert werden.

Kroatiens Bilanz auf WM-Ebene war zuletzt ernüchternd. Seit dem großen Höhenflug mit Davor Suker, Zvonimir Boban und Robert Prosinecki kam 2002 und 2006 zweimal das Aus in der Gruppenphase, bei beiden Turnieren war Kovac dabei. 2010 gelang bereits ohne den heute 42-Jährigen nicht einmal die Qualifikation für Südafrika. In der Brasilien-Gruppe mit den weiteren Gegnern Kamerun und Mexiko sind die Karten diesmal aber nicht einmal so schlecht.

Mit Champions-League-Sieger Luka Modric von Real Madrid, dem in Linz geborenen und nun für Inter Mailand spielenden Mateo Kovacic sowie Ivan Rakitic vom FC Sevilla haben die „“Vatreni“ (Die Feurigen) drei exzellente Mittelfeldstrategen. Im Sturm hat Kovac einige Möglichkeiten, auch wenn Mario Mandzukic (FC Bayern) das Eröffnungsspiel wegen einer Sperre verpassen wird.

Als Ersatz stehen Ex-Rapidler Nikica Jelavic (Hull City) und der gebürtige Brasilianer Eduardo da Silva (Schachtar Donezk) parat. Die Defensive trumpft mit Erfahrung auf: Torhüter Stipe Pletikosa und seine vier Vorderleute haben zusammengezählt mehr als 300 Länderspiele bestritten.

An Erfahrung scheint es am ehesten Kovac noch zu mangeln. Der als Sohn kroatischer Eltern in Berlin geborene Ex-Teamkapitän der Kroaten (83 Länderspiele) übernahm den Posten erst im Oktober 2013 vom beurlaubten Igor Stimac. Die Entscheidung von Verbandsboss Davor Suker fiel unmittelbar vor dem Play-off gegen Island. Kroatien setzte sich mit einem Gesamtscore von 2:0 durch, der zuvor als kroatischer U21-Teamchef arbeitende Kovac wurde im Amt bestätigt.

„Unsere Mannschaft vor wahrscheinlich zwei Milliarden Zuschauern in das Eröffnungsspiel gegen Brasilien führen zu dürfen, ist schon ein steiler Aufstieg“, meinte Kovac über seinen Werdegang - dabei wäre er im Juni 2013 fast in Wien gelandet. Der von 2006 bis 2009 noch für Red Bull Salzburg im Mittelfeld ackernde Ex-Profi stand mit der Austria als Peter-Stöger-Nachfolger in Verhandlungen. Er entschied sich aber für seinen Verbleib im kroatischen Verband.

Erfahrungen als Betreuer hatte Kovac zuvor als Trainer der Red Bull Juniors (2009 bis 2011) sowie als Assistenztrainer der Salzburger Profis unter Ricardo Moniz (2011 bis 2012) gesammelt. Nach der Kursänderung unter Ralf Rangnick passte Kovac nicht mehr ins Anforderungsprofil von Red Bull.

Geholfen hat Kovac bei seiner Arbeit wohl auch ein wenig die deutsche Mentalität. Ebenso wie sein Bruder und Co-Trainer Robert verbrachte er seine aktive Karriere vornehmlich in der deutschen Bundesliga, wo er für Hertha BSC, Bayer Leverkusen, den HSV und Bayern München spielte. Mit Bayern gewann Kovac 2001 den Weltpokal und 2003 das Double. „Kovac hat die Messlatte im Einklang mit seiner deutschen Mentalität gesetzt, dass harte Arbeit und Disziplin grundlegend für Erfolge sind“, meinte der selbst bei Borussia Dortmund unter Vertrag stehende Flügelspieler Ivan Perisic.