Mit Warnung nicht abgeblitzt
Blitzerwarnungen auf der Internetplattform Facebook erfreuen sich auch in Tirol immer größerer Beliebtheit. Die Meinungen über diese Informationsdienste gehen auseinander.
Von Katharina Zierl
Innsbruck –Ihn hat wohl keiner vor der Polizei gewarnt: Mit 137 statt der erlaubten 70 km/h war ein 19-Jähriger Samstagabend mit seinem Auto auf der Eibergbundesstraße in Söll unterwegs. Die Polizei beendete den Spaß am Gas und nahm dem Mann den Führerschein ab.
Neben den gängigen Warnungen vor Blitzern im Radio haben sich zuletzt auch im Internet zahlreiche Warnsysteme etabliert. Auf dem sozialen Netzwerk Facebook gibt es viele Seiten, die aktuelle Radarkontrollen anzeigen – um andere zu informieren. In Österreich eine völlig legale Aktion.
Nicht so etwa in der Schweiz. Im Straßenverkehrsgesetz des Landes heißt es, dass „mit einer Buße bestraft wird, wer öffentlich vor behördlichen Kontrollen im Straßenverkehr warnt.“
Markus Widmann, Leiter der Landesverkehrsabteilung der Polizei in Tirol, steht den Warnungen auf Facebook genauso wie jenen via Radio positiv gegenüber: „Als die Radiowarnungen vor vielen Jahren starteten, waren wir noch skeptisch. Insgesamt hat es sich aber bewährt. Wer gewarnt wird, fährt automatisch langsamer.“ Und das diene dem obersten Ziel, „der Verkehrssicherheit“. Warnungen via Radio würden außerdem nicht widerrufen, betont Widmann: „Oft ist die Polizei schon nicht mehr an der genannten Stelle und die Autofahrer fahren trotzdem langsamer.“
Hinzu komme, dass die Radiomeldungen bei Weitem nicht alle Radarüberwachungen angeben könnten, erklärt Widmann: „Wenn man bedenkt, dass wir in Tirol 70 Dienststellen haben, gibt es an einem Tag mit verstärkten Kontrollen sicher zwischen 15 und 20 Einsätze. Im Radio kommen vielleicht ein paar Meldungen.“ Notorische Schnellfahrer würden ohnehin früher oder später erwischt, betont der Leiter der Verkehrsabteilung.
Nicht befürworten kann Christian Gratzer, Experte beim Verkehrsclub Österreich (VCÖ), die Vorwarnungen: „Ich finde das grundsätzlich nicht gut. Die Gruppe, die generell zu schnell unterwegs ist, bremst dann eben kurzzeitig ab und gibt anschließend wieder Gas.“
Das Hauptproblem sei, dass bei einer relativ großen Gruppe das Schnellfahren nach wie vor als Kavaliersdelikt gelte, betont Gratzer: „Das ist es aber nicht. Jeder dritte tödliche Unfall passierte wegen Nichteinhaltung der Tempolimits. Das ist somit die Hauptunfallursache.“ Das Bewusstsein für die schwerwiegenden Folgen des Rasens fehle bei vielen, sagt der Verkehrsexperte. „Wir fordern daher, dass zu schnelles Fahren auch in die Liste der Vormerkdelikte aufgenommen wird“, sagt Gratzer.
In Deutschland etwa bekomme man bereits bei einer Überschreitung um 21 km/h einen Punkt. „Das ist dann eine eindeutige Verwarnung wie eine gelbe Karte, die Wirkung zeigt“, erklärt der Verkehrsexperte. Auch die Toleranzgrenze solle in Österreich gesenkt werden. „In der Schweiz beträgt sie nur drei km/h. Wer mit 54 anstatt erlaubter 50 km/h unterwegs ist, wird gestraft. In Österreich ist sie mit 10 bis 15 km/h zu hoch“, sagt Gratzer.
Das allseits beliebte Aufblenden, um andere vor Blitzern zu warnen, ist in Österreich übrigens erlaubt. „Das ist unproblematisch, solange niemand davon irritiert wird“, erklärt Widmann.