Kunst

Von Geschriebenem durchsetzte Wirklichkeiten

© galerie nothburga

Martin Bruch und Sabine Müller-Funk teilen sich die Innsbrucker Galerie Nothburga: mit Porträts und geheimnisvollen Schriftbildern.

Von Edith Schlocker

Innsbruck –Begegnet man Martin Bruch, wirft man sich am besten gleich in Pose. Wird doch praktisch jeder, der ihm vor den Rollstuhl kommt und einigermaßen sympathisch ist, mit seinem Smartphone fotografiert. Zwischen 2009 und 2013 waren das Tausende Männer und Frauen, junge und alte, enge Freunde, unmittelbare Weggefährten und Verwandte genauso wie zufällige Bekanntschaften.

Mit den Porträts von 630 von ihnen – davon 104 Tiroler bzw. Tirolerinnen – hat er eine Wand in der Galerie Nothburga „tapeziert“. Als eindrucksvolles zweiteiliges Puzzle im Ausmaß von je 107 mal 150 Zentimetern, in dem dem Schauer so manche bekannten Gesichter begegnen, einige mehrmals. Seine Lebensgefährtin etwa neun, seine vor Kurzem verstorbene Mutter elf Mal. Was die kleinen Porträts so besonders macht, ist, dass sie von den jeweils Abgelichteten mittels eines Apps auf Martin Bruchs Handy bunt „signiert“ sind. In welcher Form, überlässt der Fotograf ganz seinem Gegenüber. Und dementsprechend unterschiedlich fallen diese Signaturen auch aus. Die einen schreiben brav ihre Namen, andere schmücken sich mit einer Blüte oder löschen sich kritzelnd aus.

Diese Handy-Porträts sind in der Galerie Nothburga zum ersten Mal zu sehen, ergänzt durch eine Dia-Show mit Aufnahmen, die der Künstler auf seinen Reisen zwischen Innsbruck und Wien aus dem Zugfenster gemacht hat. Als reizvolle Manifeste der Mobilität eines wegen seiner Krankheit Unmobilen, „geschossen“ am Tag und in der Nacht, bei den unterschiedlichsten atmosphärischen Stimmungen.

„Dafür habe ich noch später Zeit“ hat Sabine Müller-Funk in großen Buchstaben auf ein Blatt gedruckt. Diesem vorgehängt hat die in Wien lebende Künstlerin eine perforierte Membran, die mit dem Foto eines Waldes bedruckt ist, in dem ein altes Auto vor sich hinrostet. Verbunden zu einer virtuellen Einheit als Ausdruck der zwei Seiten ihres Ichs. Wobei die Schrift für die Ratio stehe, das Bild für die Emotion, so Müller-Funk. Die generell das Ambivalente, Zonen des Übergangs mag. Etwa in einer Installation aus von der Decke abgehängten Folien, die mit einem grafischen Muster bedruckt sind, das auch eine Schrift sein könnte. Was der Mund, der auf sie projiziert wird, spricht, bleibt allerdings ein Geheimnis, kann höchstens ein versierter Lippenleser entschlüsseln. Daneben hängen kleine Impressionen der Natur, reduziert zur auf Glas geschriebenen, fast unlesbaren Struktur.

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