Neuer Kollektivvertrag

AUA-Betriebsrat will im Sommer über Kollektivvertrag verhandeln

Im Streit um einen neuen Kollektivvertrag für die Piolten und Flugbegleiter signalisiert Bord-Betriebsratschef Karl Minhard Gesprächsbereitschaft.

Wien – Im Streit um einen neuen Kollektivvertrag für die Piloten und Flugbegleiter ist der Betriebsrat des Bordpersonals der Austrian Airlines (AUA) am Freitag mit einem neuen Verhandlungsangebot an die Öffentlichkeit getreten. Das fliegende AUA-Personal sei zu weitreichenden Einsparungen bereit, wenn auch die gesamte AUA einen Beitrag leistet, betonte Bord-Betriebsratschef Karl Minhard vor Journalisten.

Gestärkt sieht sich Minhard durch die zu erwartende EuGH-Entscheidung, wonach der vom AUA-Vorstand vor zwei Jahren gekündigte Kollektivvertrag (KV) für das AUA-Bordpersonal noch nachwirke. „Der Trick, das Arbeitsrecht auszuhebeln, ist gescheitert“, meinte Minhard bei einem Pressegespräch in Wien. Er bezeichnete es als Fehler, dass der Vorstand die Verhandlungen zuletzt abgebrochen habe.

Alte AUA- und Tyrolean-Kollektivverträge als Basis

Derzeit wird nicht verhandelt. Minhard sieht keinen Grund, diesen Sommer - gemeinsam mit den Sozialpartnern - nicht zu verhandeln. Er warnte AUA-Vorstand Jaan Albrecht davor, sich auf juristische Abenteuer einzulassen. Die AUA dürfe kein Spielball von Konzerninteressen werden. „Wir sind der Testfall für die Lufthansa, wenn wir fallen, fallen auch die Lufthansa-Piloten und -Flugbegleiter“, so Minhard.

Die Basis für die neuen KV-Verhandlungen sollen die alten AUA-und Tyrolean-Kollektivverträge vom Mai 2012 bilden. Laut Minhard sei das fliegende Personal der AUA zu weitreichenden Änderungen und Einsparungen bereit. Diese Einsparungen würden jene des behaupteten Betriebsübergangs sogar übersteigen. Minhard sprach heute von Einsparungen im Ausmaß von 20 bis 25 Prozent im Vergleich zum alten KV.

Konkret ist das fliegende AUA-Personal bereit, die Leistungspensionen gegen noch zu verhandelnde Abschlagszahlungen in Beitragspensionen zu überführen, sowie für diverse Maßnahmen zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit und zu einer Anpassung der Gehaltstabellen.

„Das Personal ist bereit, einen Beitrag zu leisten“

Im Gegenzug wird erwartet, dass die Verhandlungen unter Einbeziehung der Sozialpartnerschaft sofort beginnen und sich die externen Berater zurückziehen. Weiters wird die Rückzahlung aller nach 2012 ausbezahlten Boni für die „‘Macher‘ der juristisch und wirtschaftlichen Fehlkonstruktion Betriebsübergang“ verlangt. Wie hoch diese Boni seien, wisse er nicht, da der Vorstand seine Gehälter über eine externe Firma abrechne. „Wahrscheinlich sind sie überbezahlt“, so Minhard. Vom Eigentümer Lufthansa und der Politik wird zudem eine aktive Standortsicherung und ein Bekenntnis zum Standort Wien gefordert.

„Das Personal ist bereit, einen Beitrag zu leisten, wenn auch die gesamte AUA einen Beitrag leistet“, meinte Gottfried Winkler, Chef der Gewerkschaft vida. Ziel sei es, die KVs von AUA und Tyrolean in einen gemeinsamen Konzern-KV zusammenzuführen. Er gehe davon aus, dass dieser dann für die AUA auch günstiger ist. Nach diesem Zwischenschritt, der die Beschäftigung und den Standort sichern sowie Ruhe bringen soll, sollte es in der Folge auch zu einem Branchen-KV kommen. Laut Winkler könnten die Sozialpartnern auch ohne Einbindung der Unternehmensleitung einen Kollektivvertrag fixieren, dies entspreche aber nicht der österreichischen Sozialpartnerkultur.

Einsparungspotentialbei Lohnkosten von ein bis zwei Prozent

Dem AUA-Vorstand wirft Minhard vor, einen willkürlichen Kahlschlag des KV und der Gehälter zu beabsichtigen. Damit die AUA nicht an die Wand gefahren werde, sei nunmehr ein „Plan B“ zu entwickeln, von dem AUA-Chef Jaan Albrecht sage, dass er über keinen solchen verfüge. Der einseitige Weg des AUA-Vorstandes könne nicht weiter gehen, es gehe auch um den Wirtschaftsstandort Österreich.

Der Vorstand habe in den letzten Jahren über 20 Mio. Euro für Berater ausgegeben, weiters seien mehr als 20 Mio. Euro für die Aufrechterhaltung des Flugbetriebes angefallen, weil es zu wenig Personal und zu wenig motiviertes Personal gebe.

Minhard sieht bei den Lohnkosten ein Einsparungspotenzial von ein bis zwei Prozentpunkten. Derzeit betrage der Anteil der Lohnkosten des fliegenden Personals am AUA-Umsatz rund sechs Prozent. Die Hälfte davon entfalle auf Piloten. (APA)