1914/2014: Serbiens Spitzenpolitiker zu 100. Jahrestag in Andricgrad
Belgrad/Sarajevo/Banja Luka (APA) - Die serbische Staats- und Regierungsspitze wird den 100. Jahrestag des Attentates von Sarajevo am 28. Ju...
Belgrad/Sarajevo/Banja Luka (APA) - Die serbische Staats- und Regierungsspitze wird den 100. Jahrestag des Attentates von Sarajevo am 28. Juni zusammen mit führenden bosnisch-serbischen Politikern in der Kunststadt Andricgrad nahe des ostbosnischen Visegrads begehen. Das teilte Serbiens Ministerpräsident Aleksandar Vucic am Freitag in Belgrad mit. Damit verzichte auch er auf die Gedenkfeierlichkeiten in Sarajevo.
Wie zuvor schon Serbiens Staatschef Tomislav Nikolic entschied sich Vucic gegen die Reise nach Sarajevo anlässlich des 100. Jahrestages des Attentates auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand durch Gavrilo Princip. Er könne nicht neben einer Gedenktafel stehen, auf der von der „serbisch-faschistischen Aggression“ die Rede sei, sagte Vucic. Gemeint ist die Gedenktafel an dem im Bosnien-Krieg der 90er-Jahre im Brand vernichteten und inzwischen renovierten Alten Rathaus, wo am 28. Juni die Wiener Philharmoniker ein Konzert geben werden.
Allerdings habe er dem bosnisch-serbischen Präsidenten Milorad Dodik erläutert, dass es an der Zeit wäre, dass „Serbien, Deutschland und Österreich auf derselben Seite“ stünden, meinte Vucic, ohne den Zusammenhang genauer zu erläutern. Zuletzt hatte Außenminister Ivica Dacic schon erklärt, Serbien werde künftig seine Außenpolitik immer mehr an jene der Partner in Europa anpassen müssen.
Unterdessen werden die serbischen Staats-und Regierungschefs in Andricgrad dem Anlass des 100. Jahrestags des Ersten Weltkrieges gedenken. Andricgrad ist ein vom serbischen Regisseur Emir Kusturica auf 42.000 Quadratmetern errichtetes Kulturzentrum, in dem unter anderem zwei Studentenheime und eine Fakultät der Schauspielkünste untergebracht werden sollen.
Auch das Programm zum Jahrestag des Attentates von Sarajevo wurde von Kusturica konzipiert. Einen der Höhepunkte soll nach seinen Worten die Enthüllung eines Wandbildes (Murals) darstellen, in dem führende Angehörige der bosnischen Studentenorganisation „Mlada Bosna“, darunter der Attentäter Princip, zu sehen sein werden.
Auf dem Programm steht ferner, wie Kusturica ankündigte, ein Konzert der Belgrader Philharmonie. Am Abend wird auf den Straßen von Andricgrad in seiner Regie zuerst das Attentat von Sarajevo und danach auch der Gerichtsprozess gegen die Angehörigen von „Mlada Bosna“ nachvollzogen.
Von der serbisch-orthodoxen Kirche wird des 28. Juni bzw. Vidovdan (St. Veitstag) traditionell als Trauertag in Erinnerung an die Amselfeldschlacht gedacht, die serbische Truppen 1389 bei Kosovo Polje unweit von Pristina gegen osmanische Truppen verloren hatten.
In Serbien werden die landesweiten Gedenkfeierlichkeiten zum 100. Jahrestag des Ersten Weltkrieges Vucic zufolge am 28. Juli beginnen. An jenem Tag vor hundert Jahren hatte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg erklärt.